Ist das ein Dämonen Filter? - Nein, das ist mein Gesicht.

Das Mali sich von ihm entfernte versetzte ihm einen kleinen Stick und als er begann sich zu verwandeln und es so aussah als würde er sich gegen ihn stellen, fühlte er sich fast verraten. Er presste die Lippen aufeinander und die Flammen um seine Hände wuchsen. Und dann entschied sich Mali zu gehen. Er konnte sein Blut riechen. Mali hatte sich auf die Zunge gebissen um keinen von beiden Anzugreifen. Er funkelte Megara an. Zu diesem Zeitpunkt war Youlin nur noch wütend. Wütend auf Kit, weil sie ihm gesagt hatte, dass Megara hier war und mit Mali flirtete, wütend auf Megara, dass sie da war und dafür gesorgt hatte, dass er und sein Es-ist-kompliziert-Freund sich so gut wie gestritten hatten und wütend auf sich, weil er sich hatte provozieren lassen. Von ihr. Er war eindeutig immer noch am wütendsten auf sie.
Kits Hände erstickten die kleinen Flammen an seinen Händen und er knurrte. Sie war ihm zu nah. Er konnte ihren blöden Schwanz an seinem Bein spüren. Er bemerkte nur am Rand wie Megara ging. Als Kit ihn dann spöttisch anmachte verengten sich seine Mandelaugen zu schlitzen. „Als ob du keinen Spaß daran hattest, Dämonin….“ knurrte er und sprang dann einfach vom Balkon. Er hatte die nase voll von dieser beschissenen Party und den ganzen beschissenen Leuten und dem Gefühl mal wieder alles versaut zu haben… Da waren ihm sogar der schmerzhafte Aufprall und die kleinen Risse, die sich auf seinen Beinen ausbreiteten egal.

Kin klatschte. „Jetzt weiß ich, warum sie dich Amor nennen. Das hast du wunderbar gemacht….“ Spottete er und strich sich das dunkle Haar zurück. „Du bist wirklich eine meisterhaft im sähen von Zwietracht und Streit…“ Auch er selbst konnte sich nicht wirklich mit Taktgefühl rühmen. Vielleicht verstand er sich deshalb so gut mit der Gestaltwandlerin.

Ari nickte und stand auf. Gemeinsam mit Nike erreichten sie schnell den Balkon und er sah wie Flammen um Youlins Hände tanzten. Dann rauschte mali schon an ihnen vorbei und zog Nike mit sich. Etwas verloren sah er sich um und blieb dann einfach stehen, bis Youlin einfach über die Balkonbrüstung sprang. Er machte sich auf die Suche nach ihr und Mali und fand sie schließlich in Otis‘ Zimmer. Er hielt die Luft an, versuchte so flach wie möglich zu atmen. Ihm war jetzt schon schwindelig, aber er musste sehen ob es Nike gut ging und den beiden erzählen, das Youlin gegangen? war. 2Alles gut?“er hustete eine ganze Weile „Youlin ist gegangen…“ informierte er dann. Er musste schnell wieder aus diesem Raum raus…

Kit wich zurück. Ob sie Spaß hatte? Ihre Fasern hatten sich durch den Streit und die Wut aufgeladen und knisterten. Die ganze Chaosenergie erfüllte ihren Körper und ihre Augen flackerten. Oh doch, sie hatte gewaltigen Spaß daran. Aber ihr wäre es lieber gewesen, würde er sie dafür jetzt nicht verurteilen. „Wir können beide nicht aus unserer Haut“, murmelte sie also und sah zu, wie Youlin einfach abhob und hinuntersprang. Sie stürzte sich gegen die Brüstung und sah nach unten. „Hey ! Dich zu verpissen ist auch keine Lösung!“, rief sie ihm hinterher und ihr Fell sträubte sich. Als sie das Klatschen hörte, drehte sie sich verlegen um. „Du hast auch nur doof rumgestanden“, verteidigte sie sich. Aber warum beschwerte sie sich eigentlich? Sie hatte doch selbst gewusst, wie das endete. Ihr betrunkener Kopf hatte es nur für eine gute Idee gehalten. „Dafür wurde ich geschaffen, oder nicht? Gefallener Engel, Ausgeburt der Hölle, direkte Tochter der Lillith .. was erwartest du?“, knurrte sie und ihre Augen verloren jegliche Farbe und zeigten das weiße Flackern einer leeren Seele. Sie spürte ein merkwürdiges Gefühl in der Brust. Schuld? Ich bin schon viel zu lange unter Menschen. Eigentlich sollte ich mich doch an dem allen hier laben ..
Sie sah erneut nach unten und konnte sehen, wie Youlin sich entfernte. „Sollen wir mit Kartoffelbrei hinterher? Mali wird am Boden zerstört sein, wenn er hört, dass Youlin sich wie ein Dramaqueen vom sechsten Stock gestürzt hat ..“, schob sie vor und verdrängte das aufkommende Schuldgefühl. Dämonen fühlten keine Schuld. "Hast du auch einen Trank dafür?", fragte sie dann und hielt ihm ihre verbrannten Hände hin. "Ich könnte auch meine Gestalt erneuern, aber das dauert und tut verdammt weh .. Außerdem glaube ich, dass ich jetzt kein Pentagramm in meinem Zimmer ziehen will .."



Bevor sie Mali erklären konnte, warum Youlin wirklich sauer war, spürte sie die Anwesenheit des Meermenschen und sah auf. „Gegangen?“, fragte Nike nach und spürte, wie sich Mali unter ihr anspannte. Der Werwolf seufzte auf und hob die federleichte Waldnymphe von seinem Schoß. Er hatte seinem Freund nicht die Treue gehalten. Aber in ihm hatten sich Instinkt und Moral gestritten und mit Megara hinter ihr hatte der Instinkt für einen kurzen Moment gesiegt. Jedenfalls hatte es sich so angefühlt. Eigentlich wollte Mali nichts anderes, als eine gechillte Party zu erleben und sich gehen lassen. „Ich gehe hinterher .. einen wütenden Vampir auf den Straßen der Stadt haben die Menschen nicht verdient.“ Gut, dass Youlin wenigstens Veganer war. Aber dennoch war es wohl Malis Verantwortung, ihn zu beruhigen.
Nike und Ari folgten Mali aus der Opiumhöhle und die Waldnymphe schnappte röchelnd nach Luft. „Uff .. ich habe vergessen, wie zart ihr seid“, murmelte Mali und strich sowohl Nike, als auch Ari zärtlich mit der starken Hand kurz über den Kopf. Dann seufzte er und schloss die Augen. Es kostete ihn Kraft, sich zu verwandeln. Hatte er doch gerade mit aller Mühe verhindern wollen, dass der Wolf die Überhand gewann. Aber jetzt zerriss seine menschliche Hülle mit einem unangenehmen Geräusch und der gewaltige schwarze Wolf stand mitten im Flur, schüttelte sich und verschwand durch die Wohnungstür und aus dem Wohnkomplex. Kaum hatte er die Wohnung verlassen, war von der Party nichts mehr zuhören oder zu riechen. Kit hatte anscheinend echt Asche für die Schutzzauber ausgegeben. Die Nachbarn würden nicht einmal merken, dass hier eine Masse an Occulten feierte. Als er auf der Straße stand, senkte er die Schnauze und erschnüffelte Youlins Geruch. Er hatte alle Mühe, die anderen Gerüche auszublenden und er merkte, dass die ganzen Eindrücke bereits auf ihn einprasselten und Kopfschmerzen heraufbeschworen. Fuck. Er beeilte sich und rannte los. Mali wollte nicht lange hier draußen sein. Es dauerte nicht einmal lange, bis er Youlin entdeckte und auf ihn zusprintete. Aber jetzt kam der schwierige Part. Er schnitt ihm den Weg ab, beugte sich hinab und stellte die Nackenhaare auf. Er entließ ein Knurren, dann jedoch ein leises Winseln, legte die Ohren an und presste sich auf den Boden. Wolfskommunikation war ein Segen. Sich zu ergeben und um Verzeihung zu bitten war ohne Zunge doch deutlich einfacher. Mali hatte den Schwanz eingeklemmt und sah mit seinen dunklen Bestienaugen zu dem Vampir auf.

„Zart ..“, murmelte Nike und sah dann zu Ari. „Fühlst du dich auch manchmal bemuttert?“, fragte sie und ein Grinsen zierte ihr Gesicht. Sie waren vermutlich wirklich die zartesten unter dieser Party. Und die naivsten. Sie spürte noch immer dieses Kratzen im Hals und fragte sich, ob man Opium und was auch immer dort durch die Luft flog, auch passiv konsumieren konnte. Nike merkte auf jeden Fall, dass der Boden sich ein wenig unter ihren Füßen bewegte. Erneut.

„Dass du genau das tust…“ meinte Kion und stellte sich neben sie. Da hatte jemand ein schlechtes Gewissen –sie war wohl schon sehr, sehr lang hier, viel zu lang für jemanden wie sie. Sie begann wohl oder übel ihre Natur einzubüßen… Vielleicht würde er es ihr irgendwann stecken. Wahrscheinlich wusste sie es auch selbst. Er sah ebenfalls nach unten. Youlin war verschwunden, aber stattdessen konnte man einen großen Schwarzen Schatten sehen, der auf allen vieren in seine Richtung davon lief. „Mhhh… ich glaube wir müssen ihm nicht mehr hinterher. Anscheinend hat Mali jemand Bescheid gesagt und er erledigt das selbst. Wenn das da unten Mali ist…“
Er seufzte als sie ihm ihre Hände hinhielt und nahm sie in seine, strich vorsichtig mit Dem Daumen über die verbrannte Haut. Drinnen wummerte die Party, als wäre nichts passiert. „Du hast dir die Pfoten an Youlin verbrannt?“ murmelte er belustigt und pfiff dann. Sein Besen Materialisierte sich und auch Icarus sprang aus einem Schatten zu ihnen. „Steig auf, wir müssen Kurz was von meinem Tantchen ausleihen.“ Mit Kit neben ihm flog er über die nachtschlafende Stadt und landete vor der Hütte seiner Tante. „Bleib am besten hier stehen, da drinnen erstickst du sonst noch…“
Wenig später kehrte er mit einer Salbe und ein paar Blättern zurück. „Brandwunden und Warzen sind das erste was man zu behandeln lernt.“ Erklärte er ihr und schmierte dann dick eine milchige, halbtransparente an gel erinnernde Paste auf Kits Handinnenflächen, bevor er die Blätter darum wickelte und einen Zauber murmelte. „wir fliegen zurück und wenn wir da sind solltest du wieder halbwegs in Ordnung sein. Vielleicht eine kleine Rötung, aber sonst nichts…

Youlin wusste in den ersten paar Minuten nicht wohin er lief, er rannte einfach nur in eine richtung um sich wenigstens etwas abzureagieren und Distanz zwischen sich und diese ganzen anderen Wesen zu bringen, nur nach und nach wurde er langsamer und bemerkte schließlich auch wohin er auf den Weg war. Der Geruch des Waldes wehte ihm entgegen und er konnte die Blätter leise im Wind rauschen hören. Noch vor wenigen Stunden war alles in Ordnung gewesen und jetzt…
Dann hörte er ein Knurren auf das gleich ein winseln folgte. Scharf bremste er ab und verzog das Gesicht kurz. Seine Fußgelenke hielten nicht viel von dem abrupten halt. Bei Malis Anblick zog sich sein Herz zusammen. „Dummer Wolf…“murmelte er und ging in die Knie und hob Malis Kopf an. „Ich bin nicht wütend auf dich…“ Mali war nicht wütend auf ihn. Er lehnte seine Stirn gegen die des Wolfes und schloss die Augen. „Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin…“ murmelte er „Ich hab es wirklich versucht…“

„Eher wie ein krankes Kind…“ murmelte er und dachte darüber nach wie sehr er das hier war. Ein krankes Kind, nicht stark genug für seine Umwelt, dass sich immer in Acht nehmen musste. „Also ja… bemuttert trifft es wahrscheinlich…“ Wollen wir uns wieder in den Holographischen Wald setzen und uns von der Dryade erzählen lassen, wie man Spaß hat? Oder wollen wir einfach tanzen? Tanzt du gerne? Ich tanze gerne… allerdings hab ich es mit Beinen noch nicht so oft probiert…“ Er reichte ihr die Hand. Ihm war etwas schwindelig zu Mute, aber irgendwie nahm er die Musik anders war. Sie klang…besser…

Kit starrte in die Augen der Hexe und schluckte dann. Ja, sie tat, was von ihr erwartet wurde und dennoch störte es sie, dass sie für ihren Spaß und ihren Gewinn drei Wesen gerade eine harte Zeit beschert hatte. Eigentlich sollte ihr Dämonenherz höher schlagen, aber es blieb stumm.
„Na hoffen wir, dass da unten Mali ist und nicht irgendein anderer Werwolf .. der wäre nicht so lieb zu Youlin“, murmelte sie und betrachtete dann weiter ihre Hände. Es tat weh, aber es war ein Leichtes diesen Schmerz auszublenden. Kit war viel rumgekommen und verbrannte Hände waren noch das kleinere Übel. „Ich wollte nur verhindern, dass Megaras schönes Gesicht verschmort. Und vielleicht hilft es ihm zu wissen, dass ich auch mein Fett wegbekomme habe“, sagte sie schulterzuckend und zog leise Luft zwischen die Zähne ein, als Kion mit dem Daumen über die Haut strich. Schlechte Idee.
Sie sprang auf den Besen und hatte Mühe, sich festzuhalten. Ihre Haut brannte und zog und jede Berührung war unangenehm. Langsam verband sich dieser Körper mit ihr und es wurde schwieriger, sich davon abzutrennen. Vielleicht musste sie den Heimaturlaub vorziehen.
Als sie ankamen, setzte sie sich auf den Boden wie ein braver Dämon und wartete. Einen weiteren Meter in die Richtung der Hütte hätte sie es auch gar nicht geschafft, ohne die Kontrolle zu verlieren. Sie hob die Hände als Kion wieder zu ihr zurückkam und sich zu ihr hinabbeugte und sah ihn aus dem unergründlichem Schwarz ihrer Augen an. So langsam war sie wieder nüchtern. „Ich bin es wirklich nicht gewohnt, Körper so gut zu behandeln .. für gewöhnlich erneuere ich sie, wenn sie zu zerstört sind“, murmelte sie dann und sah zu, wie er eine Paste auf ihre Haut schmierte. Das Brennen hörte auf und sie sah interessiert zu, was er da tat. „Es ist so verdammt langwierig zu heilen, habe ich gehört“, grinste sie. „Danke. Dann lass uns schnell zurück. Ich merke, dass ich nüchtern werde und ich habe heute Lust ein paar schlechte Entscheidungen zu treffen...“, schnurrte sie und ihre Augen schimmerten Violett und auch ihre schwarzen Haare bekamen bunte Spitzen. Vielleicht hatte sie auch bereits eine dieser schlechten Entscheidungen im Sinn.



Nike grinste ihr Gegenüber an und ihre Gestalt bekam einen leicht goldenen Schimmer. „Ich dachte schon, du fragst nie!“, japste sie auf. Waldnymphen taten vier Dinge in ihrer Heimat: der Natur helfen, musizieren, singen und tanzen. Und seitdem Nike in der Stadt war, hatte sie keine davon getan. Sie brannte darauf, sich zur Musik zu bewegen, wie merkwürdig sie auch war. Sie nahm freudestrahlend seine Hand und mit dem Nebel in ihrem Kopf war es auch plötzlich viel leichter, diese merkwürdige Musik anzunehmen und sich darauf einzulassen. Während sie sich auf der Tanzfläche zur Musik wiegte und ihren Körper fließend zum Rhythmus bewegte, hielt sie Aris Hand und grinste ihm immer und immer wieder zu. Sie strahlte und ihre Tattoos schienen auf ihrer Haut mitzutanzen. Waldnymphen waren damals bekannt dafür gewesen, die Menschen mit ihren Tänzen und Festen zu sich zu locken. Auch die Occulte um Nike herum sahen immer wieder zu ihr und konnten sich ein Grinsen oder ein Lachen nicht verkneifen. Die Emotionen von Naturgeistern waren so ansteckend. Das machte sie auch so gefährlich.



Mali sah zusammengekauert zu Youlin hoch und als er sich zu ihm hinkniete, robbte Mali mit seinen starken Pranken ein Stück näher zu dem Vampir. Als die kalte Hand sich auf sein Fell legte, schloss der Wolf die Augen und winselte erneut. Der hohe Ton aus der Kehle des Ungetüms wirkte befremdlich, aber irgendwie hatte er auch immer noch das Gefühl eines Welpen in sich. Er spürte die Stirn seines Freundes an seiner und öffnete das Maul, seine große Zunge viel heraus und Mali hechelte erleichtert. Als sich Youlin wieder von ihm löste, setzte sich der Wolf auf und mit einem lauten Jaulen schrumpfte das Ungetüm zurück in den schlaksigen Körper des jungen Mannes. „Es ist nichts passiert .. du musst dich nicht entschuldigen. Ich will doch einfach nur keinen Stress, okay?“, bat er und nahm Youlins Hand in seine. Er hatte immer noch nicht verstanden, warum sein Freund so reagiert hatte. Er schob es auf den Artkonflikt und sah in Youlins Augen auch nur die verletzten Gefühle eines sehr guten Freundes.

„Langweilig.“ Korrigierte er sie. „Es ist verdammt langweilig zu heilen. Alles andere ist viel spannender. Selbst Tränke brauen…“ Als sie meinte sie wäre bereit zum Aufbruch lächelte er. „Mhhh.. Na dann… ich hab auch noch gar nichts erlebt… ich hab mich nicht mal auf einen Succubus eingelassen…“ Er Half ihr auf den Besen und legte einen Arm um ihre Taille. Wirklich festhalten konnte sie sich mit ihrem Verband nicht.
Er flog verhältnismäßig vorsichtig und landete seinen Besen schließlich sanft auf dem Balkon. „Da wären wir, Dämönchen. Dann zeig mal deine Hände her.“ Er murmelte noch eine Formel, bevor er vorsichtig die Blätter abwickelte. „Mhh….“ Summte er zurfieden und lächelte. „Das sieht doch gut aus. Er strich über die frische gerötete Haut und massierte so die letzten Überreste der Salbe ein. „Ich finde dafür hab ich mir noch was verdient… ich hab dich erstklassig geheilt.“ Er grinste sie an und betrat wieder das Waldzimmer in dem eine sehr gute Stimmung herrschte, die aus der tanzenden Menge zu kommen schien. Alle lächelten. Dann sah er den Grund für die gute Stimmung. Nike und ari tanzten – mittlerweile tatsächlich ziemlich nah aneinander und strahlten. Das sonnige licht, dass Nike ausströmte schien sich auf Aris Haut zu brechen und er Funkelte wie das Meer im Sonnenschein. „Oh die beiden…. Das hätte ich mir denken können und sah die Dämonin an. „Willst du es durcheinander bringen oder mitmachen?“
Indes lächelte Ari Nike zurück an. Es war eine sehr gute Idee gewesen zusammen zu tanzen. Er fühlte sich leicht, selbst mit seinen Beinen und die Musik schien für diesen Moment genau zu passen. Alles war so wie immer und dann doch ein bisschen anders. Vielleicht war das der Alkohol, der ihm nachträglich noch etwas mehr zu Kopf gestiegen war… An die Wolke dachte er gar nicht. Er war doch nur so kurz drin gewesen…


Nur wiederwillig ließ er Mali los, aber er spürte, dass sein Wölfischer Freund ihm etwas sagen wollte und das ging in seiner Wolfsgestalt nicht. Er verwandelte sich vor seinen Augen zurück und Youlin verzog bei dem Jaulen das Gesicht. Es klang schmerzhaft.
„Mali es isst was passiert. Weil ich nicht ruhig belieben konnte, hättest du fast gekämpft… gegen einen von uns… dass…“ er knurrte leise. „Ich will mich nicht mit dir Streiten.“ Er drückte sanft die Hand, die seine hielt. „Kein Stress… Aber ich kann es einfach nicht ab wenn sich solche Zicken wie Meg an dich ranschmeißen und du nichts sagst…“ Er schnaubte leise und sah in Richtung Wald, dann zurück in die aus der sie gekommen waren. „Willst du zurück?„

Kit schlang ihre Rute um den Besen und war gleichzeitig erleichtert, dass die Hexe sie hielt. Auf eine kleine Rutschpartie hatte sie keine Lust und eigentlich hätte sie sich auch in ein fliegendes Tier verwandeln können, aber irgendwie war das hier doch deutlich angenehmer. „Probier‘s mal mit einem Incubus, das ist spannender“, lachte sie, dachte aber gleichzeitig, dass sie ihm vielleicht eher einen Gestaltwandler wünschte. Aber so oder so hätte sie selbst heute auf jeden Fall Spaß.
Als sie landeten ließ sich Kit bereitwillig den Blätterverband von den Händen schälen. Sie blickte beeindruckt auf die geheilte Haut und sah dann grinsend auf, als er noch mit seinen Fingern über ihre Hände strich. „Ich und in deiner Schuld stehen? Das kannst du vergessen .. aber vielleicht mache ich dir ein Geschenk, wenn du mir was flüsterst“, grinste sie und war an einem Vertrag vorbeigeschlittert. Dämonen mussten auf ihre Wortwahl achten, um nicht aus Versehen in einen Bann zu geraten. Sie wandte sich um, als Kion ihre Aufmerksamkeit auf die Tanzfläche richtete.
„Das ist herzerwärmend ..“, murmelte sie und verschränkte die Arme. Auf sie wirkte Naturgeisterzauber nicht. „Ich will weder noch .. diese Harmonie halte ich nicht aus, ohne schwarz auszulaufen .. ich hätte Lust auf eine gute alte Pfeife Engelstrompete“, grinste sie dann und ergriff Kions Hand. Sie kam ihm so nah, dass ihre Nasen sich fast berührten. „Wenn du willst, mache ich dir das Geschenk deines besten Erlebnisses. Engelstrompete trennt dich von deinem Menschenkörper und kann dich mit mir in die Astralwelt bringen .. wie wär’s? Kleine Seelenwanderung? Ich verspreche dir auch, meine Finger von deiner unsterblichen Seele zu lassen.“ Ihre Augen leuchteten erwartungsvoll-blau. „Wenn du nicht willst, ist okay … traurig, aber okay.“



Nike merkte, wie sie Ari immer näher kam. Sie hatten es geschafft, sich aneinander anzupassen. Jede Bewegung, die sie tat, passte zu seinen und andersherum. Es sah schon fast geplant aus. Wie ein Grashalm im Wind und eine Welle im Wasser bewegten sie sich zum Takt des Gewummers und erleuchteten die Tanzfläche. „Es ist sooo schön!“, schrie Nike euphorisch gegen die Musik und zog sich noch näher zu Ari. Ihre Körper berührten sich, und als wenig Platz zum Tanzen blieb, warf sich die Waldnymphe dem Jungen an den Hals und grinste ihn an. Ihr Leuchten flackerte und sie merkte, dass ihr Kopf so leicht wie ein Ballon war. Ein Kribbeln ging durch ihren Hinterkopf und durch ihre Schultern. Dieses Gefühl war nicht normal und es drückte sie voran. Mehr Energie, mehr Pusch. Ihr kam der Gedanke, dass es gar nicht sie war, die ihren Körper so antrieb. Ein Knoten setzte sich in ihren Magen und sie hatte Angst, dass es der Rauch war.



„Ihr habt euch beide furchtbar benommen .. als würden sich zwei Tiere um eine Beute streiten“, murmelte er und sah auf die verschränkten Hände. „You .. warum sollte ich auch was sagen? Sie hat geflirtet, na und? Ich spring doch jetzt nicht irgendeinem Mädel mit Fangzähnen an den Hals, weil sie mich nervt?“  Mali war zwar nicht darauf aus gewesen, aber auch schon lange lief bei ihm nichts mehr. Und wenn schon die Party da war, wo man lebte, hätte er sich den einen oder anderen Spaß doch auch gönnen können. Nun, vielleicht nicht mit Megara, die wäre er sonst nie wieder losgeworden, aber es gab auch noch andere verdammt schöne Möglichkeiten, wieder zurück ins Spiel zu gelangen. Er sah seinen Freund etwas ratlos an. „Warum stört dich das so?“, fragte er murmelnd und zuckte dann mit den Schultern. „Lass uns zurück .. ich will Nike und Ari nicht alleine lassen zwischen diesen .. Monstern. Sie sind so niedlich und unschuldig. Kit bringt sie noch dazu, irgendetwas schlechtes zu tun und ich darf Nike dann trösten ..“, sagte er, wusste aber, dass nicht einmal Kit, diese Unschuldsbündel versauen konnte. Jedenfalls nicht so schnell.

„Ein Geschenk, na das meinte ich doch auch…“ grinste er noch bevor er in die Wohnung ging und von sonniger Naturgeistmagie begrüßt wurde. Er selbst spürte wie sein Herz etwas flatterte, aber er hatte zum Glück nicht so viel für Freudiges tanzen übrig. Hexen tanzten auf Besen, nicht auf ihren Füßen. Als Kit vorschlug Engelstrompete zu rauchen zog er die Augenbrauen hoch. „Tell me more…“ raunte er und sie kam ihm verschwörerisch näher. Sein grinsen wurde immer breiter. „Das klingt nach etwas was mir mein Tantchen verbieten würde…“ meinte er und biss sich auf die Unterlippe. „Aber solange ich wieder heile in meinen Körper zurück finde… Interessiert mich das nicht. So ein bisschen Astralwandern ist bestimmt gut um die Seele fit zu halten. Ich wäre aber für einen ruhigeren Ort…“ Seine Augen glänzten kurz violett, dann entfernte er sich von ihr und grinste sie an. „Mhh… so macht das Hexenleben doch Spaß.“
:ocean
Ari lachte ausgelassen. Ja, es war so schön und er hatte fast das Gefühl wieder unter Wasser zu sein, so leicht fühlte er sich. Als Nike ihre schlanken arme um seinen Hals schlang war er kurz überrascht, aber entspannte sich schnell wieder und legte seine Arme locker um ihre Taille. Irgendetwas hatte sich an ihr verändert, aber er konnte nicht festmachen was genau es war.
Sie tanzten noch eine ganze Weile bis ari das Gefühl bekam, das alles wackelte und sich drehte. „Ich glaub ich muss was trinken… Es dreht sich alles ein bisschen…“
Sie tanzten eher in die Küche, als das sie gingen und ari ließ sich erschöpft mit einem Glas Wasser auf den Stuhl fallen. Alles war etwas wattig und schwankte. Eigentlich war es ganz angenehm. „Fühlst du dich auch so… Huuiiii…. Seit du aus der räucherhöhle gekommen bist…?“


„Nein, das meine ich nicht und…. „ er zog die Augenbrauen zusammen und starrte angestrengt auf den Wald. …du bist mir wichtig… sehr wichtig… Und… sie ist so…“ er knurrte wieder leise und wechselte dann eilig das Thema. „Stimmt ja, das Blümchen und das Fischlein…“ murmelte er und seufzte, sah nochmal sehnsüchtig zum Wald. „Ich hab nicht wirklich Lust auf diese Party… Zu viele Occulte auf einem Haufen machen mich fürchterlich aggressiv und das ständige Geflirte geht mir fürchterlich auf den Geist… „ Er seufzte. „Und ich kann mich nicht mal zukiffen wie du…“ Er lehnte sich an Mali und schloss für einen Moment die Augen, dann stand er auf und zog Mali auf die Füße. „Lass uns los, bevor ich es mir noch anders überlege…“
In der Wohnung angekommen war keine Spur von Kit und der Hexe und Ari und Nike entdeckten sie in der Küche, ihre Pupillen geweitet und die Augen leicht gerötet. „Mhh… Waren die in Otis Räucherkammer?“ fragte er Mali, dessen Hand er hielt, weil er bisher noch nicht wieder nachgelegt hatte. Sie waren schon ein verdammt skurriles paar. Wen Meg von Malis Empfindlichkeiten was seine Sinne anging erfuhr, wäre er sicher nicht mehr so sexy für sie. Er würde es ihr trotzdem nicht unter die Nase reiben, dafür hatte er Mali viel zu lieb…

„Das klingt nach etwas, was ich dir auch verbieten sollte. Aber ich bin gespannt, wie deine Seele aussieht“, murmelte sie und sah zu seinem Mund, als er sich auf die Unterlippe biss. Sie unterdrückte das Bedürfnis, sich über die Lippen zu lecken und nahm stattdessen seine Hand. „Dann komm .. zum Glück kenne ich da einen ruhigeren Ort“, lachte sie und zog ihn an der tanzenden Menge vorbei. Noch immer jubelten sie den beiden Naturgeistern zu und Kit sah in einigen der Augenpaare so etwas wie eine hypnotisierende Begeisterung. Vielleicht sollte sie die beiden mal als Einheizer einstellen, dachte sie spöttisch und zog Kion zuerst zu ihr Zimmer.
Auch hier hing der Nebel tief .. „Ich hoffe, den Geruch kriege ich hier raus“, lachte sie leise und kramte in einer ihrer Kommoden. Ihr Schwanz peitschte aufgeregt hin und her und sie drehte sich triumphierend um, als sie ein hölzernes Kästchen mit Futhark-Runen fand. Kit drückte es Kion in die Hand und bedeutete dann, ihm aus der Wohnung zu folgen.
Sobald die Tür sich schloss, gab es keine Anzeichen mehr von einer wilden Party mit übermenschlichen Wesen. Die Stille des Hausflurs umfing sie. „Ein paar der Wohnungen gehören mir .. oder haben mir mal gehört, als ich anders hieß und ich habe sie von mir selbst geerbt .. Frag nicht, die menschlichen Gesetze sind sehr schwer zu übertragen, wenn man mehrere Hundert Jahre alt ist“, grinste sie und führte ihn bis zum letzten Stock. Die Dämonin legte eine Hand auf das Holz der Tür und diese sprang einfach auf. Wer brauchte schon Schlüssel, wenn man sich zu allem einen Weg verschaffen konnte? „Eigentlich wohnt hier gerade eine Kunststudentin drin, aber sie hat nichts dagegen, wenn ich mich hier manchmal reinschleiche und sie ist sowieso gerade auf Weltreise ... Ich glaube, die ist auch so eine Instagram-Wicca .. habe schon gesehen, wie sie heimlich Fotos von mir gemacht hat“, lachte sie dann und führte ihn in das vollgestellte Wohnzimmer eines fremden Menschen. Überall hingen unfertige und fertige Bilder, Skulpturen und Zeichnungen. Die Dämonin ließ sich auf das breite Sofa fallen und hob die Hand, damit Kion das Kästchen zu ihr werfen konnte.
„Was weißt du über Engelstrompete? Außer, dass sie potentiell tödlich ist, wenn man nicht so kompetent und schlau ist wie ich?“



Mit Aris Händen um ihre Taille, machte es Nike plötzlich nicht mehr so viel aus, dass der Boden sich drehte und ihr Kopf wie ein Heißluftschiff wegzufliegen drohte. Aber als Ari ebenfalls die gleichen Dinge zu bemerken schien, nickte Nike ein wenig zu ernst und nahm ihn bei der Hand. „Lass uns eine Pause machen“, stimmte sie dann zu. Tanzen konnten Waldnymphen eigentlich die ganze Nacht, aber das hier war anders. Sie tanzte nicht, weil der Wald und ihre Geschwister eins mit ihr waren. Sie tanzte, weil etwas in ihrem Körper sie vorandrückte und sie zwang.
Auf Zehenspitzen und noch immer euphorisiert tanzte Nike mit Ari in die Küche und sprang auf die Küchenzeile, während Ari sich ein Glas mit Wasser vollmachte. „Ich fühle mich so leicht .. und es kribbelt alles ..“, gab Nike zur Auskunft, während sie sich dem eingetopften Rosmarin zuwendete und ihre Hand auf einen der Zweige legte. „Außerdem drückt es überall .. als müsste ich mich bewegen, ob ich will oder nicht.“ Der Strauch unter ihren Fingern wurde größer und nahm ein satteres Grün an. Sie hob ihren Kopf, als Ari seine Vermutung äußerte. „Oh Gott .. meinst du, wir sind gerade  ..?“




Mali lachte kurz auf. „Du bist mir auch wichtig …“, grinste der Werwolf in die Richtung des Vampirs und legte den Kopf schief, als ein Knurren aus Youlins Kehle kam. Eigentlich konnte Mali sich glücklich schätzen, so einen guten Freund zu haben. Auch wenn es nicht immer einfach war. Eigentlich war es nie einfach. „Wie wäre es, wenn du aufhörst ein Griesgram zu sein und zurückflirtest? Mann, You! Du bist ein heißer Vampir und die halbe Frauenwelt würde sich dir sofort hingeben .. die halbe Männerwelt auch“, neckte er und stupste ihm in die Seite. „Und wenn du high werden willst, biete ich dir immer noch freudestrahlend mein Blut an .. solange du noch das meiste drin lässt“, fügte er eilig hinzu und legte einen Arm um Youlins Schulter, als dieser sich an ihn lehnte. So saßen sie einen kurzen Moment, bis Youlin aufstand und Mali am Arm auf die Füße zog. Zuerst lief Mali in einem Affenzahn in menschlicher Gestalt neben Youlin her, dann jedoch warf er sich in die Luft und kam mit allen vier Pfoten wieder auf und hetzte an Youlins Seite über die Straße.
Er wollte so schnell wie möglich zurück zu den anderen und zu seiner kleinen Tasche, in der sein ganzes Bauzeug lag. Seine Sinne kamen rasend schnell wieder zu ihm zurück, so klammerte er sich an die kalte Hand des Vampiren – die ihn ungemein erdetet -  und er konnte den lieblichen Duft von Nike und Ari zwischen all den Hormonen und Nebelschwaden erschnüffeln und schon standen sie vor den kleinen highen Naturgeistern. „Ehm .. ja, ich glaube, daran bin ich schuld“, gab Mali zu und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. „Ich habe mich da beruhigen wollen und .. sie sind wohl hinterher.“

Nike hob den Kopf, als sie die Bassstimme ihres Kindheitsfreundes hörte und grinste ihm strahlend entgegen. Wortwörtlich strahlend, denn sie leuchtete wieder wie ein Glühwürmchen auf und die vielen Tattoos drehten sich auf ihrer Haut. „Uff .. ich glaube, wir hätten ein bisschen besser auf euch aufpassen sollen“, lachte Mali und drückte Youlins Hand. Vielleicht tat es ihm auch mal gut, auf die pure Unschuld aufzupassen – die doppelte Unschuld.

„Wahrscheinlich appetitlich…“ scherzte er und erwiderte den Blick ihrer Pupillenlosen Augen. Er war mindesten genauso gespannt auf ihre Seele- oder was auch immer das Dämonische Äquivalent war. Also folgte er ihr erst in ihr Zimmer und schloss die Finger um die kleine Schachtel in der er die getrockneten Engelstrompeten vermutete, danach führte sie ihn in eine fremde Wohnung von einer Künstlerin, die anscheinend Insta-Wiccarianerin war. „Ist sie.“ Bestätigte er ihr und sah sich in dem Wohnzimmer um. Es roch nach weißem Salbei. „Man wird ordentlich High davon und bekommt Halluzinationen oder Zugang zur Astralwelt, wie wir es sagen würden. Wenn man Pech hat löst es anhaltende Psychosen aus. Kommt drauf an, was einem da drüben so begegnet. „ Er warf ihr das Kästchen zu und ließ sich neben sie fallen. 2und es kann bis zu 3 Tage anhalten. Ich hoffe eher auf einen Trip für ein paar Stunden… Schließlich bin ich ja noch eine Babyhexe.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Ich hab meine Hausaufgaben sogar ein bisschen gemacht neben dem ganzen Unfug den ich so anstelle seit ich mit einer Dämonin Bekanntschaft gemacht habe.“ Er war ziemlich zufrieden mit sich und ihr. Er hatte das Gefühl viel besser mit seinem Dämonischen Erbe in Kontakt zu sein und außerdem hatte es ihm schon immer mehr Spaß daran gehabt eine böse Hexe zu sein.
„Sagst du mir jetzt wie man das macht…“


Ari sah zu wie der klägliche Stauch Rosmarin ergrünte und nickte. Auch er fühlte sich seltsam seit er aus der Wolke in Otis Zimmer gekommen war… Oh… „High… “ Beendete er Nikes Satz und stellte sein Wasserglas ab. Dann hörte er schon Malis Stimme und sah Youlin neben ihm stehen, der seine Hand hielt. Er war erleichtert. Irgendwie gehörten die beiden in seinem Kopf zusammen. Er lächelte die beiden breit –im doppelten Sinne- an. „Ihr seid wieder da.“ Er hatte auf einmal das Bedürfnis die beiden zu umarmen, immerhin hatten sie sich wieder vertragen. Youlin grummelte als sich die schmalen Arme des Merrow um seinen Oberkörper schlangen. Er warf Mali einen kurzen Blick zu, der irgendwo zwischen ‚Das meinte ich‘ und ‚Hilf mir‘ lag. Als Ari ihn los lies schüttelte er sich leicht. „Viel besser…“ stimmte Youlin ihm zu. „Ich glaube ich muss doch auf dein Angebot mit dem Blut zurück kommen…“ Allerdings wurden ihm schon bei der Vorstellung mit seinen Zähnen Malis Haut zu durchstoßen schlecht… „Ach, ist gar nicht so schlimm…oder …ich fühle mich einfach nur… Huiii?“ Youlin zog die Augenbrauen hoch. Mali reagierte so anders als diese kleinen Naturgeister. Er wurde einfach nur ruhig und menschlich, vielleicht etwas langsam… aber diese kleinen sprühten vor positiver Leichtigkeit. Sie wurden fast noch magischer.

Kit nickte stolz, als er einige der Wirkungen aufzählte. „Gewöhnliche Menschen kriegen Halluzinationen und es ist auch unmöglich mit einem Menschen zusammen eine Astralreise zu machen, ohne sie vollkommen zu verstören. Aber dir traue ich die seelische Stärke zu ..“, schmeichelte sie und konnte schon fast den Honig von ihren Lippen tropfen spüren. Sie fischte das Kästchen aus der Luft und legte es sich auf den Schoß. Sie zuckte mit den Ohren, als er sein Wissen von sich gab. „Ich bin beeindruckt, Babyhexe.“ Ihre Augen leuchteten Orange auf. Fuck, warum ur immer Orange? „Das Gute an Engelstrompete ist, dass es wo wirkt wie DMT ..“ Als sie seinen ratlosen Blick sah, lachte sie. „Ach stimmt ja, die Drug-Culture ist in Hexenhütten noch nicht so weit .. DMT oder auch Dimethyltryptamin wird zum Beispiel in den Sekunden vor dem Tod ausgeschüttet und bei der Geburt .. Das sind die einzigen Male, die der menschliche Körper Dimethyltryptamin produziert. Occulte Körper produzieren ihn gar nicht. Und darauf sind wir Dämonen zum Beispiel ziemlich heiß .. Und das Besondere an Engelstrompete und DMT ist, dass sich der Trip wie Wochen anfühlen kann .. der eigentliche Trip dauert nur nie mehr als eine halbe Stunde. Perfekt für eine Partypause mit anschließender Horizonterweiterung“, plauderte Kit und war zugleich dabei, eine große Pfeife zusammenzustecken. Sie mutete an eine Friedenspfeife an, welche einen dicken Bauch hatte. Diesen dicken Bauch öffnete Kit und streute einige getrocknete Blätter herein.
Die Dämonin klopfte neben sich auf das Sofa. „Es ist ganz einfach. Einen Zug. Mehr nicht. Schön tief in die Lunge und so lange drinbehalten, bis du ganz dringend Luft brauchst. Und ab geht die Reise. Wenn du mir deine Hand gibst, sorge ich dafür, dass unsere Astralkörper zusammenbleiben.“ Kit hatte solche Reise schon so oft gemacht. Die Astralwelt war der Hölle ähnlicher als die Erdoberfläche und manchmal tat es gut, die Materie hinter sich zu lassen und sich auf die Energien zu besinnen. Außerdem war sie wirklich gespannt, wie die Seele dieser Hexe aussah. Es könnte alles sein. „Und versprochen .. meine ‚Seele`, oder wie du auch immer das nennen willst, ist nicht so gruselig. Ich habe nur ein paar mehr Zähne ..“ Sie hielt ihm die Pfeife hin und klickte bereits mit einem alten Feuerzeug in ihrer Hand. „Du fängst an. Wenn du bereit bist, natürlich“, flüsterte sie in sein Ohr, als sie sich über seine Schulter gelehnt hatte. Dämonen waren geschaffen, um die Menschen zu Sünden zu verführen und nichts anderes tat Kit. Aber sogleich hatte sie das Gefühl, dass hier auch mehr mitschwang, als ihre eigene Natur.



Nike sah lachend zu, wie Ari aufsprang und seine Arme um Youlins Körper schlang. Sie konnte sich vorstellen, wie wenig der Vampir diese Umarmung genoss und gesellte sich alleine aus diesem Grund nicht dazu. Die Waldnymphe blieb auf der Küchenzeile sitzen und strahlte wie ein Nachtlicht, während Mali lachte und keine Anstalten machte, Youlin aus dieser Zwickmühle zu befreien. Er sollte sich nicht so anstellen. Viele Leute würden bares Geld hinlegen, um von solchen Bündeln aus Liebe und Harmonie umarmt zu werden. Kurz zuckte Mali zusammen, als Youlin sein Angebot wieder aufnahm. Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass Youlin zustimmen würde. Und wenn er ehrlich war, hatte er auch ziemliche Angst davor, von einem Vampir gebissen zu werden. Wölfe und Vampire vertrugen sich nicht und ein Biss kam einem Kampf gleich. Er sah Youlin in die Augen und lächelte schief. Nein, vermutlich wäre das auch in Ordnung. Er spürte diese Wut nicht, wenn er in Youlins Anwesenheit war.  „Ich bin dabei .. solange du zärtlich bist und wir danach noch ein wenig kuscheln“, scherzte er dann und zwinkerte dem Vampir zu. Außerdem könnte er ein wenig Entspannung auch vertragen.
Als sich Ari von den beiden löste, tätschelte der Werwolf den Kopf des Jungen und beäugte ihn eingehend. „Huii, sagst du? Na so lange es bei Hui bleibt, ist alles in Ordnung .. aber sag Bescheid, wenn es zu viel wird ..“, bat Mali, bemühte sich um eine sanfte Stimme, und sah auch Nike an, die wie angewurzelt auf der Küchenzeile saß und mit den Beinen hin und her wippte. Er ging auf die Waldnymphe zu, stellte sich zwischen ihre Beine und hob sie mit einer einfachen Bewegung an sich heran. Ihre Beine waren um seinen Oberkörper geschlungen und sie hielt sich locker an seinen Schultern fest. „Wie geht es meinem Blümchen?“, fragte er grinsend und kniff die Augen ein wenig geblendet zusammen. So hell strahlte sie sonst nur bei geringfügigen Heilaktionen. „Überall drückt es .. als wären ganz viele Ameisen in mir drin“, gab sie leise zu und sah etwas hilflos zu dem Vampiren und Ari. „Dann habt ihr auf keinen Fall Weed eingeatmet .. trinkt viel, macht Pausen und bleibt bei uns, okay? Youlin guckt nur böse, der passt auch auf dich auf“, versprach Mali leise und setzte die Nymphe wieder auf den Boden ab. Neben ihr sah sie noch viel zarter aus.

Kion lauschte ihren Erläuterungen und beobachtete grinsend, wie sie die Pfeife zusammenbaute und ein wenig der getrockneten Blüten in ihren kleinen, dicken Bauch füllte. Die Information über DMT ließen ihn langsam nicken. „Das ergibt Sinn… Und wann ist man seiner Unsterblichen Seele näher als beider Geburt und im Tod... und selten ist die Seele Loser am Körper befestigt.“
Sie erklärte ihm wie er rauchen sollte und er nickte. Sie hatte ihren Arm um seine Schultern gelegt und er lehnte sich entspannt gegen sie. Sie verführte ihn gerade- zumindest könnte man das so nennen, wenn er ein dummer Mensch gewesen wäre. Aber das war er nicht. „Na dann... sollte ich mich wohl gut an dir festhalten und mich nicht vor deinen Zähnchen erschrecken, hm?“ Er lächelte und verschränkte seine Finger mit ihren, bevor er sich die Pfeife zwischen die Lippen schob und ihr hinhielt. Er nahm einen tiefen Zug und gab die Pfeife weiter. Er hielt einen Moment die Luft an und legte dann den Kopf in den Nacken und entließ den Rauch langsam aus seinen Lungen. Für einen Augenblick spürte er nichts dann fühlte es sich an als würde er rückwärts aus seinem Körper fallen.
Er-oder besser seine Seele- öffnete die Augen und blinzelte. Ein vielzahniges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er fühlte sich gut. Verdammt gut. Soweit er es bewerten konnte hatte er noch immer seine menschliche Gestalt, allerdings war er durchscheinend und hatte einen violetten Schimmer. Zufrieden sah er an sich herunter und war froh zu sehen, dass seine Seele sich anscheinend angezogen hatte. Er sah sich eigentlich ziemlich ähnlich-vielleicht kam sein dämonisches Erbe etwas deutlicher heraus. Er hätte wahrscheinlich einen guten Incubus abgegeben.

Youlin lächelte seine Übelkeit einfach weg. „Ich bin ganz sanft…“ versicherte er seinem Freund und überlegte tatschlich ob er ihn beißen sollte. „Und beim Kuscheln bin ich auch dabei.“ Erst jetzt ließ er Malis Hand los und sah zu wie er die kleine Nymphe von der Arbeitsplatte hob. Sie war wirklich klein und zart, eher ein Blümchen als ein Büschlein oder ein Bäumchen. Man könnte sich fast Sorgen machen, dass Mali sie mit seinen Pranken zerbrechen würde. „Was haben die denn da noch alles geraucht…?“ fragte er stellte sich wieder zu Mali. Er war stolz auf ihn, mittlerweile müsste er längst nachlegen und gerade war er relativ stabil. Naum nervös oder so. „Ameisen… oder viele kleine Fische oder Luftblasen. Es fühlt sich fast an als könnte man gleich wegfliegen… und tanzen. Sehr viel tanzen.“ Youlin zog eine Braue hoch. „Wir könnten die Hexe und die Dämonin fragen, was es ist, aber ich hab keine Ahnung wo die beiden sind…“ „Ich hab sie auch schon eine Weile nicht gesehen. „ meinte Ari und lächelte dann Nike zu. „Willst du noch ein Glas Wasser? Ich will wieder tanzen, glaub ich. Es blubbert alles.“
Als die kleinen Naturgeister wieder in das Wohnzimmer gegangen waren lehnte sich Youlin wieder an Mali. „Meinst du das ernst… Ich muss dich nicht beißen…. Dann sollte ich mich bloß einfach irgendwo hinsetzen, wo mich keiner nervt.“ Er war sich nicht sicher ob er Mali beißen konnte. Er hatte lange niemanden gebissen…

„Du bist schlauer, als du aussiehst“, grinste Kit und nickte. Er hatte begriffen und vielleicht müsste sie doch weniger Händchen halten bei diesem Trip als sie erwartet hatte. Sie hoffte, es würde ein Höllenritt werden.
Als sich Kion an ihren Körper heranlehnte, fuhr sie mit ihren spitzen Fingern über seinen Arm und grinste ihm ins Gesicht, während er die Pfeife an den Mund hob. „Ich versuche so nett und vorsichtig wie möglich zu sein“, schnurrte sie und das warme Gefühl von seinen Fingern zwischen ihren ließ ihre Augen Rosa aufleuchten. Sie sah zu, wie er einen tiefen Zug tat und beugte sich etwas weiter vor. Sie konnte sehen, wie sich seine Augen veränderten. Seine Pupille wurde riesig und verdrängte die Iris. Ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus und als Kion den Rauch dann an die Decke entließ, leckte sie sich über die Lippen. „Gute Reise, Babyhexe ..“, flüsterte sie und da war er auch schon fort. Sie drehte die Pfeife mit der freien Hand ein wenig umher und nahm dann selbst einen tiefen Zug. Sie spürte das Kraut in ihren Lungen, entschloss sich aber, die Position zu verändern. Kit positionierte sich halb liegend auf dem breiten Sofa und zog Kion sanft zu sich. „Du bekommst sonst echt eine Nackenstarre, mein Freundchen“, lachte sie, während sie den Rauch aus ihrer Lunge ließ und das Drücken ihrer Seele bemerkte. Endlich.

„Nicht erschrecken“, raunte Kit und berührte mit ihrer Hand die Schulter der Seele vor ihr. Als sich Kion umdrehte, pfiff sie anerkennend durch die Reißzähne. „Hot Mess .. deine Seele ist .. schön ..“, sagte sie aus Mangel an eloquenten Komplimenten und erwartete eine gegensätzliche Reaktion von Kion. Während Kion also die verdammt ansehnliche Form eines Geistes angenommen hatte, war Kit zum ersten Mal, seitedem sie sich kennengelernt hatten, wirklich dämonisch. Sie wusste schon lange, wie ihre Seele aussah. Oder das, was ihr Lillith als Seele geschenkt hatte und Lillith hatte wohl kein Gespür für die klassische Ästhetik. Anstatt der jungen Frau stand vor Kion eine hochgewachsene Tiergestalt auf zwei Beinen. Zwar war der Körper der einer schönen Frau, aber anstatt Haut war dort nur pechschwarzes Fell, was nicht ganz materiell zu sein schien. Kit waberte und tropfte auf den Boden, hinterließ schwarze Flecken. Auf dem Körper der jungen Frau saß der Kopf eines schwarzen Fuchses und wenn Kit die Schnauze öffnete, offenbarte sie eine doppelte Reihe an Reißzähnen. Ihre Augen leuchteten golden und .. weinten goldene Tränen, die das Gesicht des Fuchses hinabliefen und auf dem Boden verdampften.  Sie ließ ihre Hand fallen und ging einen Schritt zurück. „Wenn du mir ein paar Minuten gibst, habe ich auch ein wenig mehr Kontrolle über das hier .. und über mich“, sagte sie sanft und atmete einmal tief durch. Die Astralwelt, in der sie gerade waren, war nicht besonders. Eigentlich standen sie in einem offenen Raum, der unendlich groß zu sein schien und sich nicht so ganz entscheiden konnte, was er werden wollte. Was es umso schwerer machte, sich mit dem allen hier zu verbinden. „Oder du wünschst dir einen Ort .. Vermutlich kannst du das auch schon.“



Nike stimmte Ari mit ein. „Es fühlt sich an, als müsste ich tanzen .. wie Zuhause, nur schneller und ..“ Sie stockte kurz, überlegte. „Schneller und mit Anfassen. Meine Haut fühlt sich so merkwürdig an.“ Mali lachte. „Deine Mutter bringt mich um, wenn sie erfährt, dass du auf unserer Hausparty verdrogt wurdest.“ Er fuhr mit seiner großen Hand durch ihre Haare und als er sie wieder wegnahm, lag ein kleines Gänseblümchen in seiner Handfläche. Bevor er Nike zeigen konnte, dass sie etwas die Kontrolle verlor, hatte Ari sich ihr schon wieder zugewandt und auf ihrem leuchtenden Gesicht strahlte nun auch ein breites Grinsen. „Lass uns jetzt tanzen ..“, drängte sie und ergriff Aris Hand. Sie warf Youlin und Mali einen entschuldigenden Blick zu und rannte schon fast, von der Energie getrieben, in das Wohnzimmer. Einige der Occulten sahen zu ihnen und bevor Ari und Nike auch nur eine richtige Tanzbewegung getan hatten, öffnete sich ein kleiner Platz in der Mitte der Menge und sie wurden von sanften Händen hineingeschoben. Nike lachte und begann sich mit federnden Schritten zur Musik zu bewegen, ohne Aris Hand loszulassen oder nur daran zu denken. Wie sie zuvor hatte so plump erklären wollen, fühlte sich jede Berührung wie ein Stromstoß an. Wie eine Welle an Glück in ihrem Körper und Aris Hand in ihrer schenkte ihr diese Wellen ohne eine Pause zu machen.
Mali warf einen Blick ins Wohnzimmer und seufzte. Er hatte das Gefühl, auf Nike aufpassen zu müssen. Dabei waren sie beinahe gleich alt und er wusste eigentlich, was sie draufhatte. Aber diese beiden Naturgeister sahen in der Menge von Occulten so unglaublich zerbrechlich aus. Dann spitzte er die Ohren und drehte sich zurück zu Youlin. „So wie ich Kit kenne, hat sie sich die Hexe für irgendein Solo-Abenteuer geschnappt ..“, murmelte er und nickte auf seine nächste Frage hin. „Hey, wenn du Lust auf ein High hast, bin ich gerne dein Bote. Also .. solange dass mit dem Beißen nicht allzu doll wehtut.“ Er sprang auf die Küchenzeile, auf der Nike noch zuvor gesessen hatte und war bereits dabei, einen neuen Joint zu bauen. Verdammt, er konnte schon viel zu viel spüren. Als er Youlins Blick sah, streckte er ihm die Zunge raus. „Wenn du second-hand-high werden willst, muss ich doppelt so high sein .. jedenfalls doppelt so doll als jetzt.“

Er drehte sich zu ihr um und grinste sie breit an. „Danke. Ich glaub das kommt von der dämonischen Seite der Familie.“ Meinte er. Er war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter einem Incubus aufgesessen war. Die Gestaltwandlerin sah nicht im klassischen Sinne schön aus, aber er konnte nicht anders als eine morbide Ästhetik festzustellen. Er verstand auch, was ihre unstabile Form bedeutete. Ihr Astralkörper war in ständigen Wandel, tropfte und verlief –zerfiel und entstand neu. Er musste sich beherrschen nicht ihre flüssige Materie zu berühren. „Ich find es nicht so schlimm…“ er lächelte sie an und sah sich dann in dem Astralspace um, das sich leer und wabernd in die unendlichkeit erstreckte. Man könnte leicht die Orientierung verlieren. Kein Wunder, dass Menschen hier Psychosen entwickelten. „Mhhh. Meinst du? Dann…“ er schloss die Augen und Konzentrierte sich auf ein gedankliches Bild, bis er das Gefühl hatte es vor sich zu sehen. Wenn er sich jetzt nach hinten fallen ließ… „Ja…“ Er ließ sich rückwärts fallen und landete in einem dichten, weichen bett aus Moos. Den Wald den er Produziert hatte war gleichermaßen märchenhaft und bedrohlich. Er ließ sie zwar ein und wirkte verträumt magisch, aber die violetten Schatten flüsterten leise und bedrohlich, dass sie jeden fressen würden, der dem Wald nicht willkommen war. Er öffnete die Augen wieder und sah zu Kit. „Das war leichter als ich dachte…“

Youlin sah den beiden Naturgeistern hinterher. Er hatte ein seltsames Gefühl im Magen, wahrscheinlich machte er sich Sorgen um das Blümchen und das fischlein. Sie waren so… klein. Er beobachtete wie sich der Ring um die beiden schloss und sie in der Mitte der anderen Occulten tanzten wie hypnotisiert… oder hypnotisierten sie die anderen. Er drehte sich von der Menge weg. Sie sorgte dafür, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete und es war keine von der guten Sorte. Er sollte wirklich Malis Angebot annehmen, vielleicht ging es dann besser. Mali fiel es dann ja auch leichter… „ich glaube da läuft irgendwann noch was…“ murmelte er „Hexen und Dämonen sind wie zwei Magneten…“ Mali sprang auf die Küchenzeile und er sah ihm zu wie er sein Bauzeug rausholte. Er hatte es erwartet, Mali musste nachlegen, wenn er sich und Youlin high machen wollte. Jetzt musste er sich nur darauf einstellen, dass er seine Zähne benutzen würde. Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht. Es war nur ein kleiner Biss, nichts großes… „Hmm, was?“ Er blinzelte. „Oh… nein ich… ich muss mich nur mental darauf einstellen meine Zähne zu benutzen… Du weißt ja…“ Mali wusste von seinem Beiß-Problem.
Er lehnzte sich neben Mali an die Küchenzeile und ließ ihn rauchen, sah zu wie sein Körper sich minimal zu verändern begann und Mali sich entspannte. Er atmete einmal tief durch, als Mali ihm signalisierte, dass er bereit war. Youlins Herz raste. „Du musst das nicht…“ murmelte leise und sah Mali in seine geweiteten, geröteten Augen. Dann strich er ihm über die Wange, legte seinen Kopf sanft zur Seite, so dass seine Hauptschlagader gut zu erreichen war und kam ihr mit seinen Lippen näher. Er brauchte einige Anläufe in denen er mit seinen Lippen über die Hautstelle strich, sie beinahe küsste, bevor er die Augen zusammen kniff und zubiss. Sein erster Reflex war sich ganzschnell wieder weg zu bewegen, aber dann schmeckte er Malis Blut und begann zu trinken. Nur ein paar Schlucke, dann löste er sich von Malis Hals und schloss die Wunde indem er ein paar mal darüber leckte. Er spürte wie die Wirkung des THC langsam begann. Seine Lieder wurden schwerer und er spürte wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel. „Danke….“ murmelte er und küsste noch einmal Malis Hals. „Wollen wir es uns irgendwo gemütlich machen, Malinois?“

Ausgelassen drehte sich ari mit Nike zur Musik, es Blubberte in seinem ganzen Körper und er hatte das Gefühl, das die Energie zwischen ihnen floss und ihn dazu drängte weiter und mehr mit ihr zu tanzen. Die Musik und sie beide waren zu einem großen etwas verschmolzen und er nahm die übrigen Occulten nur noch verschwommen war. Mali und Youlin hatten es sich gemeinsam auf einem der Sofas bequem gemacht, aber das war auch alles. Er spürte wie es in ihm immer mehr drückte und er begann leise zu der Musik zu summen und dann begann er leise zu singen, sang in der Zunge der Merrow und füllte den Raum mit einer hypnotisch-fröhlichen Melodie. Dass er damit endgültig alle der tanzenden in ihren Bann zog, bemerkte er nicht. Er tanzte nur und achtete nur auf Nike.

Erwartungsvoll und mit geöffnetem Maul sah die Dämon zu, wie Kion die Augen schloss. „Probier’s .. wenn es furchtbar schief geht, greife ich an“, knurrte sie sanft und drehte ihren Fuchskopf, als sie merkte, wie sich Ränder auftaten. Schwarze Bäume wuchsen aus dem Boden und sie lachte. „Mach weiter, Babyhexe, das ist guuuut!“ Der Wald nahm immer mehr Form an und als Kit merkte, dass sie auch langsam den Halt zur Welt bekam, schloss auch sie die Augen und schaffte es, aus dem Tierkopf einen menschlichen zu machen, der noch immer noch das diebische Antlitz eines Fuchses hatte, aber nun mehr junge Frau als Monster war. Sie öffnete die Augen und sah einen leuchtenden Kion im Moos liegen. Sie lächelte schief und ließ sich neben ihn auf den Rücken fallen. Sie hatte noch immer das schwarze Fell, welches wie Pech triefte, und trug dementsprechend keine unnötige Kleidung. Das Schwarz aus dem sie bestand war ohnehin so durchdringend, dass ein Erkennen von einzelnen Körperteilen kaum möglich war. Sie war ein fließender Schatten mit großen goldenen Augen, die lächelnd zu Kion sahen. Sie ergriff die transparente Hand und hielt sie gegen die eingebildete Sonne. „Du bist einfach ein ziemliches Naturtalent, Hexe“, grinste sie und ließ ihre Hand sinken. Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und sah, wie die Tränen direkt als goldener Rauch in die Luft stiegen. „Wir sind hier jetzt in der reinsten Form der Welt: dem Bewusstsein. Also .. was wolltest du schon immer mal machen? Auf einem Tiger reiten? Unter Wasser atmen? 20 Meter groß sein?“ Sie könnten natürlich auch ihre Seelen sich erkunden lassen, aber eigentlich wollte Kit nicht, dass Kion sah, wie sie wie wirklich war. Mit all den vergangenen Bosheiten und Sünden, die sie auf die Welt gebracht hatte. Aber zu gerne würde sie ihre Finger mal in seine Geschichte halten.



„Ha! Dann bin ich mit dem Gedanken nicht alleine gewesen“, grinste Mali und stellte sich die beiden Occulten wild rummachend auf dem Dach des Hauses vor. Vielleicht waren sie ja deswegen verschwunden. Mali sah zu Youlin und merkte, wie nervös er wurde. Er sah zu seinen Händen herunter und leckte dann die Klebeseite des Papers an.
„Hey, für mich ist das ganz neu .. vielleicht steh ich ja drauf“, lachte er dann etwas nervös und sah zu Youlin auf. Er war bereits zu ihm gekommen und setzte sich nun neben ihn. „Dann rauchen wir jetzt das erste Mal zusammen, hmm? Also irgendwie ..  das ist etwas Besonderes“, sagte Mali dann und entließ den letzten Rauch an die Decke.
Er schluckte und nickte dann. „Ready.“
Mali schloss die Augen und neigte den Kopf zur Seite, aber als Youlins kalte Finger sein Gesicht berührten, zuckte er kurz zusammen und presste die Lippen aneinander. Als dann auch noch seine Lippen auf seiner Haut lagen, krallte sich Mali an die Tischzeile fest und merkte, wie seine Krallen wuchsen. „Hoffentlich, läuft niemand jetzt rein ..“, flüsterte er und im selben Moment versengte Youlin seine Reiszähne in seinem Hals. „Fuck ..“, stöhnte Mali leise und seine Augen rollten für einen Moment nach hinten. Er spürte, wie seine Hand um Youlins Oberarm griff und ihn näher an sich heranzog. Doch so schnell der Biss kam, so schnell ging er auch wieder und Mali schloss die Augen, als seine Zunge über die kleinen Wunden glitt. Mali ließ langsam Youlins Arm los und sah dann zu ihm auf. „Das war weird .. und verdammt .. hmm .. heiß irgendwie“, lachte Mali dann in Ermangelung an schlauen Worten und sprang dann von der Küchenzeile. Er empfing den Kuss mit einem Grinsen und ergriff dann Youlins Hand. „Lass uns zusammen die Show ansehen und ein wenig genießen, dass du das erste Mal in deinem Leben vollkommen entspannt bist“, sagte er leise in sein Ohr und zog Youlin neben die Tanzfläche auf ein Sofa und schloss ihn in seine Arme und lehnte seinen Kopf gegen Youlins.



Nike sah auf und merkte aus den Augenwinkeln, dass Mali und Youlin sich in ihre Nähe gesetzt hatten. Sie lachte ihnen zu und streckte eine Hand während einer Umdrehung in die Richtung der Beiden und hinter dem Sofa kletterte ein Efeu hervor, der es sich auf der Wand in einem wunderschönen Muster schlängelte. Nike lachte laut auf und drückte sich dann in die Arme des Meermenschen. Als er zu singen begann, leuchtete sie noch heller und sie lachte in seinen Gesang, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen überschwänglichen Kuss auf die Wange. Dann löste sie sich von ihm und tanzte wieder durch die Menge. Das Glück raste in Wellen über sie hinweg und die Pflanzen auf ihren Schultern bäumten sich auf und drehten sich mit der Musik. Das hier war perfekt.

„Für irgendwas müssen die ganzen rituale zur Seelenstärkung ja gut sein.“ Grinste Kion und rutschte etwas zur Seite, damit sie sich neben ihn legen konnte. Er drehte sich zu ihr und sah in das jetzt menschlich anmutende Gesicht. „Das Bewusstsein. Des Menschen letzter Rückzugsort, den ich mir gerade mit einem verführerischen Dämon teile, der sich bestimmt liebend gern meine Seele einverleiben würde… Ja….“er schmunzelte. „ich könnte dir einfach in die Hände spielen und meine tiefsten Bedürfnisse und Wünsche zeigen, oder?“ Die Landschaft um sie herum begann sich zu verändern, schnell und unstet, fast wie die Kits Form und er lachte. So viele verschiedene Ideen, einige davon der Hölle würdig, ein Paar gesunde Weltherrschaftsphantasien… Sie landeten auf dem Teppich in einem kleinen, gemütlichen, mit Kräutern und Büchern vollgestopften Haus. Durch die Fenster konnte man den gleichen Wald sehen wie schon zuvor. „Ich kann mir hier mein Hexenhäuslein bauen. Eins in dem es Nicht nach Benedictenkraut stinkt…“ meinte er und ließ einen Hundekorb auftauchen. „Der ist für dich.“ Meinte er und wurde dann von einem Maunzen abgelenkt. Icarus schlich aus einem der Schatten heraus und sah sie vorwurfsvoll an. „Ihr hättet mir wenigstens Bescheid sagen können.“ Beschwerte sich der niedere Dämon und sprang auf das Bett in einer Ecke, streckte sich und rollte sich zusammen. „Willkommen in meiner Vorstellung Icarus…“ Der Kater hob nur ein Auge und schloss es dann wieder. Kion wandte sich wieder Kit zu. „Jetzt bist du dran mit malen…“

„Heiß…“ wiederholte Youlin langsam und nickte leicht. Ja, es war irgendwie heiß gewesen und es hatte ihn etwas Mühe gekostet sich von Mali zu lösen.
Gemeinsam machten sie es sich auf dem Sofa gemütlich und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sorgte die Masse an Leuten nicht dafür, dass er sich unruhig oder aggressiv fühlte. Sie waren ihm Egal. Er konzentrierte sich auf sich und Mali. Entspannt ließ er sich in Malis Arme sinken und schloss die Augen. „Ich hab gerade mein veganes Vampirdasein beendet...“ murmelte er irgendwann, als es ihm auffiel. „Aber ich denke wenn du es auf freiwilliger Basis machst, ist es okay.“ Er sah den beiden Naturgeistern beim tanzen zu, während er spürte wie langsam die Wärme aus Malis Körper in seinen sickerte. Dann entdeckte er Megara, die das Wohnzimmer betrat und er konnte nicht anders als zu grinsen, als er ihren geschockten Gesichtsausdruck sah. Er sah zu wie sich das Blümchen vom Fischlein löste, während das Fischlein mit seiner Engelsstimme alle umstehenden in ihren Bann zog. Selbst Youlin spürte es ein wenig, aber ein eigentlich gefühlloser Predetor reagierte nicht so stark wie ein higer Haufen Occulter – ein großer Teil davon ebenfalls Naturgeister der einen oder anderen Sorte- die unter naturmagischem Entzug in der Stadt litten.

Bei dem Kuss übertrug sich Nikes leuchten auf Ari und als sie sich von ihm gelöst und begonnen hatte ihn zu umtanzen. Ausgelassen drehte er sich mit ihr und sang und sang. Um sie herum schwangen immer und immer mehr der Occulten mit. Selbst wenn die Musik aufgehört hätte, seine Stimme und das Lachen der Nymphe füllten das Zimmer. Er Tanzte über den Virtuellen Waldboden, auf dem Blumen, Gräser und Kräuter zu sprießen begannen. Er wusste nicht ob sie echt waren oder nur die Illusion auf sie reagierte, aber das war ihm egal. Er musste singen und tanzen.

„Dabei versuche ich doch gar nicht dich zu verführen. Noch nicht. Eigentlich habe ich einfach nur meinen ganz privaten Spaß ..“, sagte sie mit einem halbe Grinsen und entblößte im Schwarz viel zu scharfe Reißzähne. Sie setzte sich auf und beugte sich über Kion. Ihr Gesicht schwebte knapp über seinem. „Oh, die würde ich schon ziemlich gerne sehen. Und erfüllen .. egal, wie schräg. Ein Satz und ich kann dir alles geben oder alles sein ...“, knurrte sie sanft. Es fehlte nicht viel und sie würde Kions Gesicht mit ihren Lippen berühren. Sie sah abrupt auf, als die Landschaft begann sich zu bewegen und Kit setzte sich zurück, sah gespannt zu, wie sich die Umgebung veränderte. Sie streckte ihre Hand aus und versuchte die Materie zu greifen. Doch da waren sie schon in einem kleinen Holzhaus und Kit lachte. „Du kannst dir alles erträumen und damit kommst du an? Ein kleines Haus im Walde? Ach, Hexe“, kicherte Kit und stand auf. Als Kion den Hundekorb materialisierte, trat die hochgewachsene Schattengestalt nach dem Körbchen und es ging in Flammen auf. „Lustig“, kicherte sie und beugte sich herunter, als Icarus auftauchte. „Selbst hierhin folgst du deinem Meister .. treu ergeben, huh?“, murmelte sie und schüttelte sich. Man hatte sie bisher nur einmal beschwören können und das war wirklich die Hölle auf Erden gewesen.
„Ich? Dann komm .. ich will dir meine schönsten Erlebnisse mit der Menschheit zeigen“, sagte sie und hielt ihm die Hand hin. Sobald er sie berührte, standen sie nicht mehr in einer Hütte, sondern inmitten einer Menschenmasse, die die Fäuste erhoben hatten. Es war heiß und die Sonne brannte auf sie herab. Die Menschen um sie herum sprachen Portugiesisch und Kit, die nun ein wunderschöner portugiesischer Mann war und Kion als schwarzhaarige ebenso junge Frau an den Händen hielt, grinste. Es sah so real aus. „Duck dich!“, rief Kit mit der tiefen Stimme und zog Kion auf den Boden. „Das hier ist die Nelkenrevolution! Du bist die Schwester meines Freundes und wir sind an der Vordersten Front!“ Er musste gegen Kanonen anschreien und neben ihnen ging eine Explosion in die Luft. „Glaub es oder nicht, aber die Revolution war erfolgreich und wir ..“ Mitten im Satz änderte sich die Szene und Kit und Kion standen vor einem pruchtvollen Gebäude und jubelten. Der Triumph schwang durch die Massen und die Euphorie war groß. „Die Diktatur ist tot!“, rief Kit und zog die junge Hexe an seine Brust. Sie jubelten gemeinsam, bis die Szene sich erneut änderte und sie in einem Palast standen. Sie waren wieder ihre Astralkörper und die Dämonin grinste ihn an. „Und von dem Revolutionär zum Adel .. Ironisch, huh?“, lachte sie und zog ihn an der Hand weiter. Sie sprangen durch eine Wand und landeten in einem Zeichenzimmer. Drei junge Frauen saßen in Sesseln und hielten Tee-Tassen in der Hand. Sie alle waren jung, schön und unterhielten sich über einen Mann. Und sie alle hatten eine Iris. „Welche davon bin ich?“, fragte sie und rückte der Seele Kions sehr nah an die Pelle.


„Ach Quatsch .. du bist immer noch Veganer“, lachte Mali und ließ seine Hand zu den dunklen Haaren seines Freundes wandern. Sein Kopf lag noch immer an seinen gelehnt und er grinste, während er den beiden Geistern immer noch zusah. Er hatte die Augen geschlossen und merkte nur, wie Youlin sich ein wenig anspannte. „Was los ..?“, murmelte Mali und drückte kurz seine Lippen auf Youlins Scheitel. Er hatte das perfekte Level an Highness erreicht und Youlin an seinem Körper zu spüren, war die Sahnehaube auf der Torte. Er öffnete die Augen, um den Grund Youlins Anspannung zu sehen, hatte aber gar kein Auge für die Eiswölfin, die sich mittlerweile zähnefletschend umgedreht hatte, sondern sah besorgt zu den Naturgeistern. „Wenn sie so weitermachen, triggern die beiden noch etwas ganz anderes .. und ich glaube nicht, dass Nike und ihr Freund da so Lust drauf haben“, murmelte er und setzte sich ein wenig auf. Die Vorstellung, dass der Haufen euphorisierter und hypnotisierter Occulte sich verliebt auf Nike und Ari stürzte, erfüllte den Werwolf mit Sorge. Und er hatte schließlich gesagt, dass er aufpassen würde. „Sorry, aber das muss jetzt sein ..“, entschuldigte er sich und löste sich von Youlin. Mali hob den Kopf in den Nacken, formte seine Häne zu einem Sprachrohr und entließ ein ohrenbetäubendes und quälend tiefes Heulen. Als er den Kopf wieder senkte, waren zwar einige der Gesichter auf Mali gerichtet, aber auch Nike und Ari waren für einen Moment erstarrt. Als der Sirenengesang endete, schüttelten auch einige der Anwesenden ihre Köpfe und schienen sich aus dem Bann zu befreien.




Nike verlor sich ganz im Tanz. Egal, wo sie hinsprang und sich drehte oder ihren Körper im Klang der Musik wiegte, hatte sie Platz und wurde aus großen Augen angesehen. Hin und wieder spürte sie auch Hände auf ihren Armen oder an ihrer Taille, aber gerade störte sie sich nicht daran. Jedes Mal, wenn sie jemand ein wenig zu sich zog, lachte sie und dachte sich gar nichts dabei. Das Glück strömte noch in jeder ihrer Fase. Erst als ein unheimliches Heulen zu ihr durchdrang, blieb sie einen Moment stehen und besann sich. Sie spürte noch immer diesen Druck in sich, aber Mali hatte sie zumindest so lange aus dem Takt gebracht, um für einen Moment nachdenken zu können. Sie sah an sich herunter und betrachtete ihre leuchtenden Arme, die von filigranen Pflanzen eingerahmt waren. Sie sah zu Ari, der ebenfalls vom Heulen unterbrochen wurde und nahm seine Hand. „Ich glaube, wir .. unsere Fähigkeiten verbinden sich zu etwas zu Großem“, sagte sie ihm leise und sah zu Mali auf, der sie aufforderte, zu ihnen zu kommen. Nike nahm die Anweisung dankbar an und zog Ari mit zu dem Werwolf auf das Sofa. Mali beugte sich zu den beiden Naturgeistern herüber und hielt ihnen eine Wasserflasche hin. „Eins muss man euch lassen .. ihr tut nur so harmlos, eigentlich habt ihr gerade einen ganzen Raum gefangen genommen. Es hätte nicht viel gefehlt und ihr hättet eine Orgie ausgelöst“, sagte Mali schonungslos und ließ ein schallendes Lachen ertönen. Die Musik hatte wieder angefangen und die Gäste tanzten ausgelassen weiter, wobei einige noch immer verstehen mussten, was sie gerade so gebannt hatte. Nikes Leuchten ließ nach und Mali atmete erleichtert aus. Er zog den Vampiren wieder an sich und legte ihm einen Arm um den Körper. „Sorry .. ich weiß, wie sehr du das Geheule hasst, aber ich konnte mir das wirklich nicht länger ansehen“, murmelte er.

„Ich bin nicht sein Meister. Er ist da und passt auf solange er will. Ich halte nicht viel von Dämonensklaverei…“ stellte Kion klar und nickte dann. „Ich bitte darum, vor allem weil dir mein wunderschönes Häuslein nicht gefällt.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und ihm wurde kurz etwas schwindelig als die Szenerie wechselte, aber er fing sich schnell. Er hatte kaum Zeit sich zu orientieren, da duckte er sich schon. Als er wieder stand hatte sich die Szenerie erneut geändert und Kit drückte ihn- oderbesser sie- fest in ihre ausgeliehenen Männerarme. Kurz riss ihn die Euphorie mit, dann fiel er aus dem gelihenen Körper und fand sich vor einem Palast wieder. „Uii.. schick…“ murmelte er und folgte ihr in einen geräumigen, lichtdurchfluteten Raum in dem drei junge Frauen in ein Gespräch vertieft waren. „Hmm.. schwere Frage…“ erlauschte dem Gespräch der jungen Frauen noch einen Moment und deutete dann auf eine, die ihm dadurch auffiel, dass sie die anderen beiden mit nur wenigen Worten auf ihre Seite brachte. „Ich würde jetzt sagen die, aber am Ende sagst du mir, du bist der Pomeranian unterm Tisch oder so…“ erwartungsvoll sah er sie an. „In welchem Jahrhundert und Land sind wir eigentlich. Ich kann mich mit dem Ganzen Klamottenperiodenzeug und Einrichtungsstilen nicht aus.


Youlin brummte zustimmend. die Atmosphäre knisterte mittlerweile und einige der Occulten besannen sich auf ihre Natur und begannen sich von den ersten Kleidungsstücken zu befreien. Etwas irritiert sah er zu Mali, als er sich, sich entschuldigend, von ihm löste. Sein Kopf war gerade zu entspannt um sofort zu schalten und so schaffte er nur noch ganz knapp sich die Hände auf die Ohren zu drücken, bevor Mali heulte. Das Geräusch ging ihm trotzdem durch Mark und Bein. Und nicht nur ihm. Viele der Occulten starrten Mali an und auch Ari und Nike waren in ihrem Tanz erstarrt und verstummt. Der Zauber war gebrochen. Keine Orgie. Youlin nahm die Hände von den Ohren und funkelte Mali aus roten Augen an –es war ein Reflex, wenn Mali zu nah bei ihm Heulte und Youlin wusste nicht ob es war, weil er Mali angreifen oder ihn beschützen wollte. Er hoffte auf letzteres.
Ari hatte sich wirklich erschreckt. Erst vor Mali und dann vor sich, als er sich umgesehen und die verwirrten Gesichter erkannt hatte. „Oh… ich fürchte ja…“ murmelte er und setzte sich zu Youlin und mali auf das Sofa. Es war jetzt ziemlich eng, aber das war nicht schlimm. Mali und Youlin kuschelten und er rückte einfach näher an Nike, deren Goldenes Licht langsam nachließ. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein bisschen Singen und Tanzen solche folgen gat…“ murmelte er Nike zu, während Youlin Malis Kopf Kraulte.“Schon gut. Fauschwolf… „ brummte er. „Ich weiß nicht mal ob es daran lieg oder an was anderem… Außerdem war es echt bitter notwendig… Selbst ich hab den Zug gespürt… Und ich würde niemals jemanden Freiwillig anfassen… Außer um ihm die Nase zu brechen… „ Dass Mali zu berühren ihm auch nichts ausmachte fiel ihm gar nicht auf. Er war gerade zu beschäftigt damit mit Mali zu kuscheln und sich darüber zu freuen, dass Megara, die Malis Heulen wieder auf den Plan gerufen hatte, schon wieder so säuerlich gute.

Kit sah, wie sehr ihn dieser fliegende Wechsel anstrengte. Aber was wäre sie für eine Dämonin, wenn sie nicht auch ein wenig Chaos in diesen Trip hereinbrachte? Sie grinste also zufrieden, als die Szene ruhiger wurde und sie mit Kion auf die drei Frauen blickte.
Kit stellte sich hinter die Frau, die Kion ausgewählt hatte und legte ihr eine schwarze Hand auf die Schulter. Das Pech von ihren Fingern beschmutzte das weiße Kleid, verdampfte aber sofort wieder. Sie beugte sich zu dem Gesicht der jungen Dame herunter und grinste der Blondine ins Gesicht, leckte sich genüsslich über die Lippen. „Das ist Prinzessin Eunike .. wunderschönes Mädchen, charismatisch, hat ein Händchen für Männer und .. hatte eine Affäre mit mir“, lachte sie und löste sich dann von der Prinzessin und ging zurück zu Kion. Sie legte eine Hand an sein durchscheinendes Gesicht und drehte es zu der Tür. „Es war tatsächlich eine Fangfrage ..“, lachte sie dann, als die große Flügeltor geöffnet wurde und eine muskulöse Kriegerin hereinspazierte. Sie trug ihre schwarzen Haare in einem geflochtenen Zopf und ihre Augen fixierten die Prinzessin. Sie war über und über mit Kriegsbemalung bedeckt und trug eine Lederkluft.  Kits Seele erzitterte, als die Kriegerin durch sie hindurchspazierte und das schwarze flüssige Pech mit sich zog. Kit schüttelte sich und drehte sich zu der Kriegerin um, die vor der Prinzessin kniete und ihr Haupt gesenkt hielt. „Wir sind hier auf Atlantis .. bevor die Insel versunken ist, natürlich.“ Sie grinste Kion zu. „Ja, das gab es wirklich. Von diesem Punkt aus .. sind es noch 2 Monate. Und alle diese Menschen sind tot. Und es ist das letzte Mal, dass ich Eunike gesehen habe“, sagte Kit fast sehnsüchtig.
Eunike legte eine Hand an die Wange der Kriegerin und beugte sich hinab. „Kore ..“, flüsterte sie leise und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Kit schluckte und schloss die Augen. Die Szene fror ein und Kit drehte sich zu Kion um, nahm seine Hand in ihre. „Ich habe vergessen, was sie mir erzählt ..“, brummte Kit und zuckte betont desinteressiert mit den Schultern. „Sie hatte mich in die Schlacht schicken müssen .. nach Kreta. Deswegen war ich auch nicht da, um sie vor der Flut zu retten.“ Kit warf einen letzten Blick auf Eunike und sie zog Kit aus dem Zimmer raus. „Atlantis ist voller Magie .. und wenn ich mir Mühe gebe, kann ich dir die versunkene Stadt zeigen .. mein kleines Geschenk. Eigentlich wollte ich nur deswegen hier“, log sie dreist. Eigentlich besuchte sie Eunike bei jeder ihrer Seelenwanderungen.





Das Heulen klingelte Nike noch immer in den Ohren und sie zog die Beine an, lehnte sich ein wenig an den Meermenschen und sah auf die tanzende Masse, die zwar nicht mehr so euphorisch war, aber dafür weniger getrieben. Sie sah an sich herunter und merkte, dass ihr Shirt mittlerweile außerhalb ihrer kurzen Shorts hing. Die Waldnymphe stopfte es mit hochrotem Kopf zurück. „Ich habe es aber auch noch nie unter Nicht-Nymphen gemacht .. Also Singen und Tanzen ..“, gab Nike dann zu, als sie merkte, dass auch Ari ein wenig verstört schien. „Und vor allem nicht so ..“, sagte sie dann etwas mutiger und fuhr mit den Fingern über Aris Arm und leuchtete wieder auf. „Deine Haut fühlt sich an wie ein elektrisches Feld ..“
Mali lachte Youlins ins Gesicht und offenbarte seine Reiszähne. „So fühlt sich Nase brechen bei dir an? Dann bin ich vielleicht doch bei einem Kampf dabei“, grinste der Werwolf und legte seine Hand auf Youlins, pinnte sie so auf seinem Schädel fest. Gerade beugte sich Mali vor und war gerade drauf und dran sich für den Biss zu „rächen“, hatte schon fast seine Zähne an Youlins Ohrläppchen, als eine Vampirin vor ihnen stand und sich lautstark bemerkbar machte. „DU HIER, YOULIN?!“ Mali schreckte auf und bleckte die Zähne, hatte sich aber direkt wieder im Griff. Nur weil er einen Vampiren so nah an sich heranließ, hieß das nicht, dass ein anderer Vampir nicht seine innere Bestie triggern konnte.

Er wünschte sich, sie wäre eine von ihnen gewesen, eine von diesen über einen Mann schnatternden Frauen, aber natürlich war sie es nicht und die Geschichte hinterließ einen bitteren Beigeschmack. Er war sich ziemlich sicher, dass Kit es bedauerte nicht da gewesen zu sein um ihre Affäre zu retten. Bereuen war nichts Dämonisches, also ließ er das außen vor.
„Mhh… Atlantis…“ Wiederholte er und grinste dann. „Warum nicht. Eine untergegangene Stadt sieht man nicht alle Tage und eine magische Stadt ist noch viel reizvoller. Also: Führ‘ mich rum. Zeig mir alle Wunder von Atlantis.“ Er war sich ziemlich sicher, das eigentliche Wunder von Atlantis in Form einer toten Prinzessin bereits gesehen zu haben.
Er ließ sich von Kit durch die atlantischen Straßen führen und betrachtete interessiert einige Auslagen, die auch so in der Alraunengasse sein könnten. Langsam hatte er das Gefühl sich in der Stadt zurecht zu finden, als ihm ein Schatten auffiel, der ihnen folgte. Mit einem Maunzen sprang Icarus aus einer Hauswand und er hob den Dämon auf seinen Arm, sah sich unauffällig nach dem Schatten um. „Ich glaub wir träumen nicht mehr allein…“ raunte er und die Szenerie begann zu schmelzen und verwandelte sich in einen Mittelalterlichen Stadtkern voller schiefer Häuschen. Seine Heimatstadt. Aus dem Augenwinkel sah er den Schatten hinter ihnen, der definitiv nicht hier hin gehörte. Sie könnten in den Naturheilladen seiner Mutter, aber er glaubte nicht wirklich, dass der Schatten ihnen nicht einfach folgen würde. „Du hast nicht zufällig nette Freunde in der Astralwelt, die dich besuchen wollen?“


Youlin knurrte leise. „ich beiß dich gleich wieder Wölfchen..“ drohte er liebevoll und konnte schon Malis warmen Atem an seinem nacken spüren als eine mehr als bekannte Stimme sie störte. Auch Youlin war wenig begeistert davon die Vampirin zu sehen. „Noley… Warum bist du auch hier…?“ murrte er und sah seine Schwester genervt an. Er konnte sie nicht leiden... Noch weniger als alle anderen Occulten in dem Raum. Es gab nur eine Sache, die er weniger mochte als fremde Occulte- Occulte, die zu seiner Familie gehörten und ihn halb anklagend anguckten, wenn er sich mit Mali abgab. „Bist du high?“ Sie ignorierte ihn vollkommen und beugte sich über ihn um besser in seine Augen sehen zu können. Ein dunkles Grollen entkam Youlins Kehle. Er wollte nur seine Ruhe und jetzt rannte auf dieser Ohnehin schon beschissenen Party auch noch seine große Schwester herum. „Kannst du gehen?“
Ari nickte währenddessen Nike zu. „Ich hab auch noch nie außerhalb des Wassers getanzt oder in meiner Sprache gesungen… Ich hab schon für Menschen auf ihrer Sprache gesungen, aber so wie heute noch nie…“ ihre Finger strichen zart über seine Haut, die darunter zu glitzern begann wie Meeresboden im Sonnenlicht. Es kribbelte. „Ich glaube das sind unsere Energien… Sie sind eigentlich gegensätzlich, Meer und Land, aber ich glaube wir haben sie durch das tanzen in einen Gleichklang gebracht… deswegen auch die heftige Reaktion. Das war ein bisschen zu starke Naturmagie…“ Er berührte mit einem Finger vorsichtig eine der Pflänzchen auf Nikes Haut. Es erzitterte und kleine Tröpfchen wurden auf den Blättern sichtbar, als wäre es frisch gegossen.“ Schau mal…“

„Die Wunder von Atlantis“, lachte Kit und zog ihn von dem Palast fort. Das reichgeschmückte Gebäude war hoch über der Stadt gelegen und vermutlich das Letzte, was von Atlantis untergegangen war. „Magier und Hexen halten diese Stadt zusammen .. es war einer der wenigen Kulturen, die uns Occulte nicht als Gefahr angesehen hatten .. der oberste Berater war ein Hexer. Und trotzdem hat er nicht gemerkt, dass ich nicht menschlich war“, lachte sie dann und führte ihn durch die großen flächigen Straßen und wich und hier dort einem Menschen aus, der achtlos durch sie hindurchgehen wollte. Sie blieben bei einem Platz stehen und Kit hatte gerade ihre Arme ausgebreitet und wollte ihm erzählen, was diesen Platz so besonders machte, als sie es spürte. „Hmm?“ Sie drehte sich zu Kion um und im selben Moment verschwand Atlantis vor ihren Augen und machte Platz für eine weniger protzige, aber genauso alte Stadt. „Ich verstehe nicht ganz .. ich hab uns eigentlich gesichert ..“, sagte Kit und spürte, wie ihre Seele zitterte. Sie sah an sich herunter und drückte die Hände an ihr Herz. „Das ist nicht gut .. Ganz und gar nicht .. Es tut mir leid, Babyhexe, aber wir sollten jetzt ..“ Sie ging auf ihn zu und nahm seine leuchtende Hand in ihre tropfende und begann loszurennen. „Es kann schon einmal vorkommen, dass Dämonen oder Schattenmonster uns hier spüren .. und wie gesagt, auf Dimethyltryptamin sind wir ziemlich heiß. Davon hast du gerade eine Menge“, sagte sie gestresst und die Szene änderte sich wieder. Dieses Mal waren sie an keinem echten Ort, sondern rannten über eine sich immer wieder bewegende Welt, die voller Farben war, für die die Menschheit noch keinen Namen hatte. Um sie herum flogen kleine Wesen und unter ihren Füßen war Sand, der nicht aufstob, sondern die Farbe änderte, wenn sie ihn berührten. Gehetzt drehte Kit sich im Laufen um und erblickte einen gewaltigen Schatten, der hinter ihnen herlief. „FUCK!“ Sie zog Kion hinter sich her, ließ dann jedoch plötzlich los und blieb stehen. „Renn weiter! Ich regle das! Aber renn weiter und versprich mir, dass du dich nicht umdrehst!“



Mali sah verwirrt zwischen der Vampirin und Youlin hin und her. Er ließ seine Hand los und rutschte ein wenig von Youlin ab. Sie sahen sich ähnlich, aber Mali wollte nicht den Fehler machen und zwei Asiaten über denselben Kamm scheren, also behielt er seine Gedanken für sich und spürte, wie die feinen Haare in seinem Nacken sich aufstellten. Er konnte die Feindseligkeit der Vampirin spüren und er selbst merkte, wie diese Anspannung in ihm das THC aus seinem Blut spülte. Als dann auch noch dieser anklagende Blick zu ihm rüberschwappte, spannten sich seine Muskeln an und er musste sich wirklich konzentrieren, nicht erneut seine Zähne zu zeigen. „Ehm .. wenn das gerade unpassend ist, kann ich auch gehen?“, fragte er dann und hoffte gleichzeitig, dass er einfach aus dieser Situation verschwinden konnte. Unangenehmer ging ja kaum.
„Und ich dachte, der Rauch hätte etwas damit zu tun gehabt“, gab die Nymphe zu und errötete. Dass es eigentlich die beiden in Kombination waren, die sie so hibbelig und euphorisch gemacht hatte, änderte die Sache ein wenig. Nike sah fasziniert zu, wie Ari ihre Tattoos berührte. Zuerst lag nur tau auf den bunten Blättern, aber dann begann die Blüte sich stärker im Takt des Basses zu bewegen. „Ari, was hast du gemacht?“, fragte sie verwirrt und hob den Arm etwas an. Auf ihrem Unterarm drehte sich die Rose und verschwamm. Nike runzelte die Stirn und spürte ein heftiges Kribbeln in der Brust und sah mit wachsender Furcht auf ihre Haut, sodass sie den Neuankömmling am Sofa gar nicht bemerkte. Die Blüte stand still und hatte ein zartes Rosa angenommen. „Es .. das war vorher aber noch keine Seerose ..“, murmelte sie verwundert und blickte Ari dann ins Gesicht. „Wie .. was .. das ist noch nie passiert! Sie tauchen auf, wenn ich älter werde .. und verändern sich nicht .. das ..“

Er ließ seine Hand in die von Kit rutschen und hob Icarus hoch. Er war schnell, aber Kion wollte nicht riskieren seinen Hausdämon zu verlieren. Nicht an ein verdammtes Monster das Bock auf seine Seele hatte. Die Umgebung veränderte sich wieder und sie waren zurück in dem farbenfrohen Void, der aus dem Nichts kam und ins Nichts führte. Sie rannten immer schneller und Kion überlegte ob er sich einfach Flügel wachsen lassen konnte, immerhin war das hier sein Astralkörper. Kit konnte ihren formen… Abrupt bleiben sie stehen und er sah sie an, als wäre sie irre. „Ich soll also wegrennen? …ehm, eine Frage noch. Wie mächtig ist hier meine Imagination? Ich bin ziemlich gut im imaginieren…“ Nachdem sie geantwortet hatte sprintete er wieder los. Er drehte sich nicht wieder um, aber er konzentrierte sich auf Flügel oder doch einen Besen? Er brauchte einige Momente dann spürte er auf ein Mal ein ungewohntes Gewicht an seinem Rücken und BINGO! Er brauchte noch etwas bis er verstand, wie man flog, aber dann hatte er Spaß. Wirklich Spaß. Eigentlich hatte er versucht sich in einen Peregrin verwandeln wollen, aber anscheinend war seine Seele auf seine Essenz beschränkt und die Flügel hatte er wohl seinem Dad zu verdanken.. oder seinem Granddad…

„Du hast doch nicht etwa einen von den Kiffern gebissen? Den Wolf? Youlin….“ Youlin grummelte noch lauter und verschränkte seine Finger mit denen von Mali. „Wer hier geht ist meine nervige große Schwester.“ murrte er und funkelte Noley an. „Du hast ihn tatsächlich gebissen!“ sie klang viel zu begeistert. „Vielleicht wird aus dir ja nochmal ein vernünftiger Vampir.“ Youlin sah zu Mali. „Wollen wir auf den Balkon? Mir ist es hier auf ein Mal zu voll…“ Er hatte keine Lust sich anzuhören wie ungesund seine Ernährungsweise doch war und den ganzen anderen Blödsinn. Und er wollte auch vermeiden, dass Noley ihn auf seinen Job in Russel’s Den ansprach. Vor allem wollte er nicht, dass seine doofe Schwester seinen einzigen entspannten Moment zerstörte.
Nikes Unruhe übertrug sich auf Ari und besorgt betrachtete er, wie sich die kleine Pflanze auf Nikes Arm veränderte. Er machte sich sorgen. Hatte er sie… verletzt? „Ich..ich wollte das nicht…“ Er wollte ihr über den Arm streicheln, aber er traute sich nicht mehr. Was wenn es etwas schlechtes war, dass gerade getan hatte. 2Ich.. ich hab sowas auch noch nie erlebt oder davon gehört… Vielleicht kann uns Kit was dazu sagen sie ist alt oder die Dryade… Es tut mir wirklich leid… es..es tut nicht weh, oder?“

Fuckfuckfuckfuck. Für sowas hatte sie gerade wirklich keinen Nerv und Eunike so zu sehen, hatte sie auch noch für eine kurze Zeit aus der Bahn geworfen. Denkbar schlechtester Zeitpunkt für ein Kräftemessen. „So schnell du kannst!“ Kit drehte sich zu dem Monster und hob die Hand in Kions Richtung. „Du schaffst das, Babyhexe! Lass dir etwas ganz Besonderes einfallen! Alles ist möglich“, knurrte Kit und wollte ihn ganz schnell weghaben. Sie war froh, als sie seine Anwesenheit nicht mehr spürte und schüttelte sich. Der Schatten kam immer näher und als es klar war, dass sie niemals entkommen könnte, rannte sie auf ihn zu und ließ ihre Seele zu ihrer ursprünglichen Form zurückspringen. Ihre Hände formten sich zu langen Krallen und Kit stürzte sich auf den Schatten und krallte sich an seinem dicken Hals fest. Sie spürte das goldene Blut in ihrem Maul und wurde dann mit der Pranke des Monsters zur Seite geworfen. „Das ist meine Seele, du dreckiger Blutsauger“, knurrte Kit in der Uralten Sprache und fletschte die Zähne. „Er steht unter meinem Vertrag und Lilliths Gesetz ist eindeutig. Wenn du nicht verschwindest, werde ich dich zurück in den Styx senden.“ Kit bebte und wurde immer größer, bis der Schatten erneut auf sie zusprang und sie zu Boden drückte.

Humpelnd hatte Kit Kions Fährte aufgenommen und stand vor seinem Versteck. Ihr Gesicht glänzte mehr Golden als Schwarz und aus einem Loch in der Seite sickerte das Gold unaufhörlich auf den Boden und verpuffte. Als Kit das sah, legte sie eine Hand auf die Wunde und schüttelte den Fuchskopf. „Du bist okay?“, fragte sie und war erleichtert, dass er weitgenug davongerannt war. Für einen Moment hatte der Schatten die Überhand gewonnen und war erneut in Kions Richtung gerannt. "Du bist nicht verletzt, oder? Es müsste nur der gewesen sein .."



Am liebsten hätte Mali seine Ohren angelegt und den Schweif zwischen die Beine gezogen. Aber er hatte gerade nicht seine Wolfsform zur Hand und er hoffte, dass sein beschwichtigender Blick ausreichte, um zu signalisieren, dass er ganz bestimmt keine Lust auf einen Interspezifischen Streit hatte. Dann jedoch sah er zwischen Youlin und Noley hin und her und stellte zufrieden fest, dass er also recht hatte. Und im nächsten Moment bereute er, dass er recht hatte. Mali wusste, wie wenig sein Freund seine Schwester leiden konnte. Er hatte sie nur nicht erkannt, weil Mali sie noch nie gesehen hatte. Und als Noley dann jedoch fröhlich reagierte, nachdem sie erfahren hatte, dass Mali als Spender hergehalten hatte, verstand der Werwolf kurz nicht. Mit Wölfen abgeben ist nicht okay, aber einem Wolf Blut abzapfen schon. Dieser unterschwellige Rassismus in ihrer Gemeinde war immer wieder aufs Neue herrlich. „Ehm .. ? Balkon, klar. Frische Luft klingt gut“, meinte Mali dann dankbar und warf einen kurzen Blick über seine Schulter. Ari und Nike schien es gutzugehen. Jedenfalls sahen sie sich einfach Nikes schöne Tattoos an – was konnte dabei schiefgehen? Mali zog Youlin auf die Beine und schlängelte sich in seinem Fluchtinstinkt getrieben durch die Menge auf den Balkon. „Hola, You .. du hast mir nicht gesagt, dass alle in deiner Familie so böse gucken können ..“, sagte er ein wenig gestresst.
Nike betrachtete sich ihren Arm und spürte, dass hinter ihr Mali aufgestanden ist. Aber sie hatte nur Augen für die rosa schimmernde Seerose. „Nein .. es hat überhaupt nicht wehgetan ..“, murmelte Nike und schüttelte den Kopf. Sie sah auf und fing Aris besorgten Blick auf. Sie zuckte kurz zusammen und legte beruhigend eine Hand an sein Gesicht. Die Berührung kribbelte und Nike blieb das Herz kurz stehen. Aber nichts passierte. Keine neue Blume, kein helles Leuchten. „Es ist okay, glaube ich. Mach dir bitte keine Gedanken. Es ist einfach nur ungewöhnlich .. ich habe noch nie eine Seerose berührt und für gewöhnlich tauchen nur Blüten auf, die der Waldnymphe etwas Wichtiges bedeuten ..“, murmelte sie und konnte sich nicht erklären, warum ausgerechnet eine Seerose auf ihr blühte. Sie konnte ja nicht einmal besonders gut schwimmen. „Ich habe Kit seit einer Stunde nicht mehr gesehen“, gab Nike dann zu. „Aber vielleicht weiß sie ja was es bedeutet ..“ Nike strich mit ihrer Hand über die Seerose und stupste eines der Blätter an. Es sah merkwürdig märchenhaft aus, wie das Bild auf ihrer Haut echt schien und auf sie reagierte, aber ihre Haut nicht verließ.

Ausgelassen war er in die gefüllte Leere der Astralwelt geflogen, drehte Loopings und schlenker und ließ Berge und Schluchten hinter sich wachsen. Astralspaziergänge machten ihm mit jeder Sekunde mehr Spaß, auch wenn er gerade dabei war vor einer schwarzen, dämonischen Bedrohung zu fliehen. Letztendlich ließ er sich in einem Imaginierten Tal nieder und ließ um sich herum eine abstruse Alptraumversion der Universität Wachsen, mit 1000 Türen die ins nichts Führten, in schwarze Leere... Sein Kichern dabei war beinahe dämonisch. Als Kit zu ihm in eine lichtdurchflutete Bibliothek kam und den Boden volltropfte rümpfte er die Nase. „Ich bin mehr als in Ordnung, aber… Du siehst angefresen aus...“ Mit siechten Flügelschlägen flatterte er zu ihr herüber und legte den Kopf schief. „Kann man dir Irgendwie helfen? Seelenpflaster oder so? Du besudelst meine wunderschöne Imagination...“ Sorge hinter Sticheleien zu verstecken passte besser zu ihnen als sich gegenseitig zu bemuttern. „Der hat dir ganz schön was mitgegeben, was Füchschen?“

Übellaunig starrte Youlin auf die Straße. „Alle in meiner Familie gucken so. Die ganze Zeit… Jetzt habe ich es dir gesagt.“ Er hasste diese Party. Warum musste irgendwer ausgerechnet seine große Schwester mitbringen –oder einladen. Er würde es Kit zutrauen das zu tun um ein wenig Unruhe zu stiften. Einen Moment lang starrte er nur auf die Straße und genoss die Ruhe der Nächtlichen Stadt. „Sie ist ne ziemlich blöde Kuh. Und bevor du dich wunderst: Mit dir abhängen ist immer noch eine Todsünde und dass ich dich gebissen hab, wäre es auch, wäre ich kein veganer Vampir, der sich weigert etwas zu beißen und sein Blut mit einem Strohhalm trinkt.“ Er drehte sich zu Mail und zupfte liebevoll an seinem Ohr. „Meine Familie und ich, wir mögen uns nicht sonderlich… Und du weißt ja wie nervig große Schwestern sind… hat ja selbst eine…“ Er sah einem Flugzeug nach, dessen blinkende Lichter mit den Sternen um die Wette glitzerten. Er lehnte sich gegen Malis Schulter und ließ spielerisch eine kleine flamme auf seinen Fingern tanzen, ließ sie ihre Farbe verändern, sich teilen…

Ari atmete erleichtet auf. „Dann bin ich beruhigt... ich dachte schon ich hätte dir weh getan oder so… Ich wollte das wirklich nicht…“ Er betrachtete wie die kleine, pastellige Seerose auf Nikes Haut schwamm und sich sanft bewegte, als Nike sie berührte. „Sie ist sehr schön… Seerosen sind meine Lieblingsblumen…“ murmelte er „Und die einzigen, die bei mir nicht eingehen…“ Die Stelle in seinem Gesicht berührt hatte glänzte wieder wie sonnengeküsstes Wasser. „Wollen wir sie Suchen gehen?“ fragte er und betrachtete seine Finger eingehend. Die Ansätze zarter Schwimmhäute waren zwischen ihnen zu erkennen. „Oder warten wir einfach, dass sie hiervorbei kommt?“ Ganz vorsichtig und zaghaft strich er über die kleine Seerose, die sich unter seiner Berührung wiegte. „Meinst du das kommt auch vom zusammen Tanzen?“

Kit bleckte die Zähne und entließ ein tiefes Grollen aus ihrer Kehle. Die Wände der Bibliothek erzitterten und einige Regale und Buchrücken färbten sich schwarz. Von ihren Fängen tropften zähe Fäden des fremden Blutes und ihre Gestalt pulsierte. Immer wieder schien die Seele zu wachsen und sich wieder einzuziehen und Kit fiel es schwer zu atmen. „Während du Spaß hattest, habe ich dir auch deinen verdammten Arsch gerettet“, spie sie aus und verengte die Augen. Die Wunde an ihrer Seite schloss sich bereits langsam, aber unter ihr hatte sich eine breite schimmernde Lache des goldenen Blutes gebildet. „Du weißt doch hoffentlich, dass du hier nicht unsterblich bist.“ Sie war es schon. Dämonen konnten einfach nicht sterben, auch wenn sie es wollten, das war das Ding mit den Höllenwesen. Das hieß jedoch nicht, dass sie nicht unerträgliche Schmerzen erleiden müssen. Und das, was Kit in ihrem Körper spürte, war schon ziemlich nah dran. Sie hatte einiges an schwarzer Materie verloren. „Eine Pause. Ich glaube, ich brauche einfach nur kurz eine Pause .. Ich kann dich ja schlecht bitten, mir etwas von deiner Lebensenergie zu schenken, nur weil ich dich vor dem sicheren Tod gerettet habe und deswegen so zugerichtet bin“, sagte sie und während sie sprach, formte sich ihr Kopf zu dem zarten Gesicht ihrer menschlichen Gestalt. Natürlich war Kit auch jetzt nicht mehr als ein Schatten und ihre Mimik beschränkte sich auf die Konturen ihres Gesichtes, aber als sie grinste war das deutlich zu sehen. Sie ließ sich auf einen Sessel in der doch schon wunderschönen Bibliothek sinken und drückte ihre Hände auf die Wunde.



Mali hatte sich auf den Boden des Balkons gesetzt und zog seine Beine an, während Youlin sprach. Von damals wusste Mali noch, dass Kits Partys immer aufregend waren, aber dass so viel in einer Nacht geschah, hätte Mali nicht ahnen können. „Sie hat mir ehrlicherweise Angst gemacht. Und ich weiß nicht, ob es daran lag, dass sie mich angesehen hat, als wäre ich Abschaum oder weil sie eine Vampirin ist.“ Mali war nicht der mutigste Wolf und die natürlichen Feinde eines jeden Loup Garou waren die Vampire und Ghoule. Auch nach den Friedenspakten war es schwierig für diese Arten friedvoll miteinander zu leben. Es würde wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bis eine vollkommene Gleichheit möglich sei, bis der angeborene Hass aus den Genen geschwemmt wurde. Mali erhob sich und stellte sich neben Youlin an das Geländer. Die Lichter der Stadt erhellten ihre Gesichter und Mali atmete tief aus. „Ich weiß nicht .. meine Schwester ist eigentlich ganz in Ordnung. Sie hat es nicht leicht mit mir und ich hab den Rausschmiss auch echt verdient .. aber ich finde, du hast nicht verdient, wie deine Familie mit dir umgeht. Nichts ist falsch mit dir und trotzdem behandeln sie dich soo ..“ Mali blinzelte und sah in die Flamme, die auf Youlins Fingerspitzen tanzte. Wie eine Motte vom Licht einer Laterne angezogen wurde, so wurde Malis Hand von der Flamme angezogen und erst als die Hitze seine Haut verletzten, zog er sie zurück und fluchte. „Ich verbrenne mir jedes Mal die Pfoten ..“, murrte er und steckte seine versengte Fingerspitze zwischen die Lippen und kühlte die kleine Brandwunde.



Nike hatte aufgehört auf die Seerose zu starren und sah stattdessen Ari an. Eine leise Ahnung beschlich sie. Die Waldnymphe legte ihren Kopf schief und schien erst gar nicht zu hören, was Ari sagte. Erst nach und nach kamen die Informationen in ihrem Gehirn an, sie war zu sehr in Gedanken versunken gewesen. „Wir könnten es auf jeden Fall versuchen. Aber so wichtig ist es auch nicht mehr. Ich glaube, das hat schon seine Richtigkeit ..“, sagte Nike und sah deutlich entspannter aus. „Es hat auf jeden Fall etwas damit zu tun“, vermutete sie dann. Sie musterte einen winzigen Moment das Gesicht ihres Gegenübers und spürte eine warme Zufriedenheit im Bauch. Die Ahnung verfestigte sich und Nike entspannte sich immerzu. „Was hältst du davon, wenn wir bald nach Hause gehen? Es ist lange her, dass ich unter so vielen Menschen war und .. mich schlaucht es ein wenig, so weit entfernt von Pflanzen zu sein.“ In Kit und Oles Wohnung war wenig Grünes und das wenige, das dort gewesen war, hatte Nikes Hilfe gebraucht, um wieder munter zu werden. Das Tanzen und dieser merkwürdige Rauch hatten sie viel Kraft gekostet und das Heilen von vor wenigen Tagen hatte sie auch immer noch nicht komplett verkraftet, aber sie wollte Ari keine Sorgen machen.

„Ja, ja Danke das du mir den Arsch gerettet hast oder eher meine nicht ganz unsterbliche Seele..“ murrte Kion und die Illusion um sie herum veränderte sich und aus dem altehrwürdigen Saal der Bibliothek wurde etwas das eindeutig mehr Magie beinhaltete. Er schien etwas angespannter als zuvor. „Okay, okay. Du bist eine Dämonin, du weißt von unserem fucking Helferkomplex, dem Fluch meiner Existenz und der meiner Schwestern.“ Der Strich sich seine Haar zurück und beugte sich vor. „Wie geht das mit der Energie und was für Konsequenzen hat das? Weil ich denke gerade sehr, sehr ernsthaft darüber nach es zu probieren und es nervt mich…“ Er Imaginierte sich einen Stuhl ihr gegenüber und ließ sich darauf fallen. Die Flügel schienen nicht mehr verschwinden zu wollen. „Also… Red’s mir aus oder red’s mir mehr ein…“

„Nur weil du nicht einfach bist muss man dich direkt rausschmeißen…“ murmelte Youlin leise. Natürlich war ein Überreizter Werwolf nicht einfach, aber es ging doch… Irgendwie.. . Bei Malis nächsten Worten lachte Youlin leise in sich hinein. „Oh, Wölfchen… an mir ist alles falsch… In ihren Augen hab ich alle eisigen Blicke verdient. Ich bin eine Schande für eine respektable Vampirfamilie. Ich bringe keine Ehre.“ Amüsiert ließ er die Flamme von einer Fingerkuppe zur nächsten hüpfen. Er hatte sich damit abgefunden, dass er seine Familie hasste und vice versa. Zu spät bemerkte er Malis Hand, die sich den kleinen Flammen nährte. Er löschte sie mit einer Handbewegung als Mali begann zu fluchen und lachte leise. Er schüttelte den Kopf. „Warum bist du so verdammt süß manchmal…“ murmelte Youlin und bei seinem Blick würde niemand glauben, dass er ein apex Predetor war. „Komm, gib mir deine Finger…“ Er schob dich die Verbrannten Fingerspitzen kurz zwischen die Lippen. „Heilender Speichel, zumindest bei bissen und Verbrennungen, die ich verursacht habe…“ Er strich Mali durch seine shaggy Haare und lächelte ihn an. „Ganz schön praktisch, wenn man einen Wolf dabei hat, der gerne mit Feuer spielt. Mit einer Lockeren Handbewegung holte Youlin die Flammen zurück und begann dann damit zu malen. Er tat das selten aber das THC in seinem System und Malis Nähe beruhigten ihn immer noch und in so gelöster Stimmung hatte er nichts dagegen eine kleine Feuershow für Mali auf die Beine zu stellen. Für Mali würde er sowieso verdammt viel tun…

Er lächelte sie an. „Okay…dann dann ist es hoffentlich gut.“ Meinte Ari und nickte als sie fragte ob sie nach Hause gehen wollten. „Ich glaube ich will auch wieder in meine Badewanne… Dieser Rauch ging ganz schön auf meine Lunge…“ Er sah sich nach ihren Freunden um, konnte aber auf den Ersten Blick niemanden erkennen. Nur die Komische Schwester von Youlin stand in einer Ecke und schien über irgendwen zu lästern. Sonst erkannte er keinen. Nicht mal die Dryade von vorhin… „Sollten wir uns… verabschieden? Ich weiß nicht wo irgendwer ist. Mali und Youlin sind eben verschwunden und….“ Er zuckte mit den Schultern. Letztendlich gingen sie ohne irgendeinem von ihren Freunden Bescheid zu sagen. Von der Straße sahen sie ein kleines Flammenschauspiel auf dem Balkon und Ari lächelte. „Wir haben seltsame Freunde…“ murmelte Ari und griff nach Nikes Hand. „Wir könnten auch in den Wald gehen… Obwohl.. Salzwasser wäre besser für mich… Also doch die Badewanne, da sind hoffentlich genug Pflanzen für dich…“

„Jetzt hör auf so dramatisch zu sein .. Flucht deiner Existenz, dass ich nicht lache.“ Kit fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und vergaß, dass noch das Blut an ihren Fingern klebte. Wenn man verdrängte, dass das Gold keines war, hatte dieser Anstrich sogar etwas mystisch-göttliches. „Na, wie glaubst du, übertragt man Lebensenergie als Mensch? Was ist euer Go-To-Ritual seit Jahrhunderten von Jahren?“ Kit leckte sich über die Lippen und beugte sich zu Kion vor, stützte sich auf seinen Oberschenkeln ab und näherte ihr Gesicht seinem an. „Damit wir hier heile und zusammen wieder rauskommen, wäre es nicht schlecht, wenn ich genug Energie dafür habe“, fügte sie leiser hinzu, nachdem er sie aufgefordert hatte, ihn in die richtige Richtung zu schubsen. Ihr Fuchsschwanz peitschte und sie legte eine Hand an das durchscheinde Gesicht Kions. Er musste seine Lebensenergien freiwillig übertragen, das wusste die Dämonin und hielt in der Bewegung inne.



„Ich bin ein kiffender, mit Vampiren abhängender und hypersensibler Wolf, der mit Waldnymphen aufgewachsen ist und mit 24 immer noch keinen richtigen Job gefunden hat. Ich weiß nicht, ob das nicht ein paar Gründe sind mich rauszuschmeißen.“ Er sah zu Youlin und schüttelte den Kopf. „Wir leben im 21. Jahrhundert .. warum sollte man seiner Familie Ehre bringen wollen?“ Aber da war auch schon Malis kleiner Unfall passiert und er sah missgelaunt zu Youlin. „Ich bin nicht süß. Ich bin unkonzentriert, okay?“ Mali ließ sich widerwillig den Finger herausziehen und sah etwas verwirrt zu, wie Youlin kurz daran leckte. „Vampire lecken Wunden, Wölfe lecken Wunden .. eigentlich sind wir gar nicht so verschieden.“ Nachdem Youlin seine Hand wieder freigab, stellte fest, dass sich nicht einmal eine Brandblase gebildet hatte.
Er sah zu, wie Youlin seine Finger mit den Flammen tanzen ließ und ein seliges breites und schon dümmliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hielt das Geländer umklammerte, damit er nicht noch einmal in die Flammen griff und als die letzte Flamme verschwand, blickte er zu Youlin auf und grinste. „Hatten wir heute nicht eigentlich auch eine Mission? Ich hab Kit seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen, aber wir wollten sie doch um Unterstützung bitten ..“ Mali wusste, dass er damit die gute Laune zerstörte, aber der Gedanke war ihm die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen.



Nike war froh, dass Ari ihr zustimmte. Sie hatte aber auch geahnt, dass es ihm nicht anders gehen würde als ihr. Elementargeister waren stets beeinflusst von ihrer Umgebung und so war es nicht verwunderlich, dass dieses Setting langsam, aber sicher schlauchte. So hatte Nike auch wenig Lust, noch nach Mali und den anderen zu suchen und schrieb ihm stattdessen beim Hinausgehen eine SMS. Gerade als sie die Nachricht abgeschickt hatte, machte Ari sie auf das kleine Feuerspiel aufmerksam und sie nickte grinsend. „Und ich dachte, wenn ich in die Stadt gehe, lerne ich so viele Menschen kennen, aber bis jetzt habe ich wirklich nur die verrücktesten Wesen getroffen.“ Sie sah nach unten, als Ari ihre Hand nahm und das leichte Glühen ihrer sich berührenden Finger die Szene ein wenig erhellte. „Solange wir wieder Zuhause sind, geht’s mir schon besser. Wir könnten im Bad einen Film gucken? Du in der Wanne und ich hole mir ein paar Kissen und Decken.“ Denn obwohl sie erschöpft war, war sie nicht im Geringsten müde. Sie konnte nur nicht mehr das stetige Wummern des Basses ertragen und gleichzeitig die aufgeheizte Luft atmen.
Es dauerte nicht lang, bis sie an ihrer WG ankamen und als Nike einen Fuß in ihre gemeinsamen vier Wände setzte, fühlte sie sich bereits besser. Es war ruhig und überall standen Pflanzen, die sie beruhigten und ihr etwas Sicherheit gaben.