Die Schule der Träume

Ein blondes Mädchen stellte ihre Tasche auf den Boden. Dabei kümmerte sie sich nicht darum, ob das weiße Ding, mit dem adidas-Schriftzug, dreckig wurde. Sie suchte verzweifelt nach irgendetwas. Anscheinend fand sie es nicht, denn frustriert setzte sie sich auf den Boden vor die Tasche und suchte noch eifriger. Das Gras kitzelte an ihren Beinen und eine Trauerweide spendete ihrem Rücken Schatten. "Ich hab's!", schrie sie dann und sprang mit einem Satz auf. Sie grinste und hielt ein Portmonee in der Hand.
Sie merkte, dass einige Schüler sie ansahen, aber das kümmerte sie nicht. Ihr Blick fiel auf einen Jungen, der unter dem Baum, unweit von ihr, schlief und der von zwei Vögeln umgeben war. Vögel? Oookaay.

Das Mädchen grinste und winkte, als sie sah, dass er die Augen aufmachte und sie grüßte. Komisch fand sie es dagegen, dass er den Vogel berührte, ohne dass er wegflog. Vielleicht war er ja eine Art Vogelflüsterer? Sie ging auf ihn zu, ohne auf eine Einladung zu warten.
"Ist der Unterricht so langweilig, dass du in der Pause einschläfst?", fragte sie und machte ihre Tasche zu. Das Portmonee drehte sie unwillkürlich in der Hand.

Das Mädchen beobachtete den Vogel, wie er wegflog. Verdammt, er ist wirklich ein Vogelflüsterer.
Erst als er sie dann direkt ansprach, setzte sich das Mädchen vor den Jungen und legte ihren Kopf schief. "Tsubasa? Der Name ist .. cool. Ich bin Cat. Eigentlich Catriona, aber der Name ist shit." Sie streckte ihm die Hand entgegen und schüttelte seine. "Sag mal, Tsu, wieso ist der Vogel bei dir geblieben? Ich meine, dass sind freie Tiere und die bleiben einfach bei dir?"

"Katzen mögen mich nicht.", stellte Cat fest und lachte dabei. Sie ist schon immer ein richtig fröhliches und scherzhaftes Mädchen gewesen. Viele Freunde hatte sie aber trotzdem nicht.
"Bist du neu hier, Tsu?" Sie lächelte und hörte auf, mit dem Portmonee zu spielen.

"Stipendiat also?" Cat legte ihren Kopf schief. Dann grinste sie wieder. "Dann musst du richtig schlau sein. Ich meine, würden meine Eltern nicht so viel Geld haben, würde ich gar nicht hier sein."
Sie fuhr sich unwillkürlich über die blasse Narbe an ihrer linken Wange. Es war eine selbstverständliche Geste, die eigentlich gar nichts bedeutete.

Cat zuckte kurz zusammen, ließ ihre Hand fallen. Dann lächelte sie doch und zog die Beine näher an ihren Po heran. "Kleiner Autounfall. Nichts Bewegendes. Irgendein Autoteil hat sich verbogen und .. naja, man sieht's ja."
Cat blickte nach oben in den Himmel und ließ sich nach hinten in das Gras fallen. "Du kannst ruhig fragen.", sagte sie in den Himmel hinein. "Frag mich alles was du willst."

"Fünfzehn.", antwortete das Mädchen und überschlug ihre angewinkelten Beine , während sie auf dem Rücken liegt. Sie ließ ihren rechten Fuß kreisen, in abgehackten Bewegungen. "Und du bist .. ?" Sie grinste in den Himmel und genoss einen kurzen Moment lang, wie sich das Gras unter ihrem Kopf anfühlte, bevor sie sich erinnerte, dass nachdem sie aufstehen würde, ihre Frisur gar keine mehr werden würde, sondern einfach nur ein großes Durcheinander.

"Du bist mein was und ich bin dein was?", lachte Cat und richtete sich auf. Ihr sich noch zuvor bewegender Fuß fand Halt auf dem Gras und beim Aufrichten verrutschte ihr schwarzer Haarreif, aber dies schien das Mädchen kaum zu stören, in Anbetracht dessen, dass ihr Gegenüber Wörter benutzte, die sie noch nie zuvor gehört hat.
Ihr Gesicht war nach links geneigt, als würde sie die Worte, die aus seinem Mund geströmt sind, aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollen - vielleicht würden sie ja dann einen Sinn ergeben.

"Du bist süß Tsu-Kohai.", lachte Cat, als er ihren Haarreifen richtete und faltete ihre langen Beine unter ihrem Hintern. Sie war noch nie mit anderen Ländern konfrontiert worden, als mit ihrem eigenen - sie wollte sich also alles genug einprägen und der kleine Junge war niedlich und witzig.

"Ähm, danke." Ihr Lächeln war wie festgewachsen. Dieser kleine Junge tat ihr irgendwie gut
Cat's Finger, die frische Gelnägel zierten, fuhren über das Gras. Es war ein unechtes Gefühl, aber sie mochte es irgendwie. Es war so, als hätte sie wirklich Krallen, wie eine Katze, auch wenn ihre eigenen so stumpf waren, dass sie nur weiße Striemen auf der Haut verursachen konnten, die auch schon Sekunden später fort waren.

"Natürlich. Wo willst du anfangen? Bei den Klassenzimmern? Bei den Wohnräumen? Den geheimen Plätzen?" Cat sprang auf und dehnte ihre Beine, als würde sie sich auf einen Marathon vorbereiten. Bei der Größe der Schule war das vielleicht sogar möglich.
Cat kannte die Schule wie ihre Hosentaschen. Wenn man oft alleine ist, hat man viel Zeit die Gegend zu erkunden.

"Dann komm kleiner Bro; ich führe dich in die >>Schule der Träume<<."
Cat ergriff Tsubasas Hand und zog ihn mit sich. Mit der anderen Hand ergriff sie ihre adidas-Tasche und überlegte sich derweil, wo sie anfangen sollte. Ersteinmal die Klassen, entschied sie dann. Das war wohl erst einmal das wichtigste, was ein Neuer sehen musste. Das andere lernte man ja eigentlich von alleine.